Die von Interlandi entwickelte Kleidung löst sich auf.

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Auf ihrer Homepage sind die einzelen Projektschritte ausführlich erklärt.

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Melbourne - Die australische Designerin Pia Interlandi entwirft Kleidung für Verstorbene, die relativ rasch verrottet. Auf die Idee kam sie als ihr Großvater starb. Damals begann sie zu grübeln, dass er wohl keine Schuhe mehr brauchen würde und auch die Knöpfe und Reißverschlüsse an der Kleidung völlig sinnlos seien.

Nachdem sie bereits während eines Aufenthaltes in Japan Versuche mit verschiedenen Geweben gemacht hatte, die sich beispielsweise bei Kontakt mit Schweiß auflösen, begann sie für die Grabkleidung in Zusammenarbeit mit einem Spezialisten für Forensik weiter zu forschen. Sie testete Stoffe zunächst an 21 Schweinekadavern. In 50-Tages-Intervallen wurden jeweils drei Schweine und ein Kontrollkleidungsstück ausgegraben und die Gewebereste im Labor analysiert.

Die Schweinekörper wurden wieder eingegraben. Innerhalb eines Jahres waren die Hemden völlig verrottet, übrig blieben Stickereien, Knochen und Wurzeln. "Ich fand es ein bisschen widersprüchlich, dass man in einem Kleidungsstück aus Polyester begraben wird, das die Verwesung des Körpers überdauert. Dann endet man als Skelett in einem komischen Polyester-Hemd oder so", meint sie.

Keine Extravaganz

Ihre Totengewänder seien keine Extravaganz, sie wolle die Toten nicht "sexy" präsentieren, erklärte sie in einem Zeitungsinterview. Ihr gehe es um Kleider, die für das Begräbnis entworfen werden und aus natürlichen Materialien wie Hanf oder Seide gefertigt werden. Nach dem Begräbnis würden die Fasern bald zerfallen.

Wenn die Begräbnisse weniger streng kirchlichen Zeremonien folgen, dann könnten die Bestatter auch von dem Brauch abrücken, den Verstorbenen in einem Anzug zu beerdigen, meint die Designerin. Sie denkt an Stickereien mit dem Lieblingsgedicht des Toten, einem Liedtext oder mit seinem Familienstammbaum.

Interlandi lehrt auch an der School of Architecture and Design am Royal Melbourne Institute of Technology und betreibt das Modelabel "Hhhh...", ihre Begräbnis-Kollektion soll Ende 2012 auf den Markt kommen. (red, derStandard.at, 31.10.2011)