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Heiner Geißler steht in der Kritik.

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"Wollt Ihr den totalen Krieg?" fragte der CDU-Politiker und Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler am vergangenen Freitag die Streitparteien mitten in einer hitzigen Debatte über den Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Es war ein Zitat des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels, der diese Worte 1943 bei der Sportpalastrede in Berlin gebrauchte. 

Heftige Kritik wurde an Geißlers Wortwahl laut, in einem Radiointerview mit dem Deutschlandfunk am Dienstag wollte der 81-Jährige allerdings keine Nähe zum Nationalsozialismus gelten lassen: "Ach was, das ist keine Sprechweise der Nazis. Der totale Krieg, den gibt es auch anderswo, den haben wir zurzeit in Syrien." Auf den Hinweis des Moderators, die Frage "Wollt ihr den totalen Krieg?" stamme in genau diesem Wortlaut von Joseph Goebbels, gab sich Geißler uninformiert: "So? Da wissen Sie mehr als ich."

"Sehr sorgfältig gewählt"

Am Mittwoch ging das Verwirrspiel um das Zitat weiter, gegenüber der "Passauer Neuen Presse" erklärte Geißler, die Anführung gezielt benutzt zu haben: "Das ist sehr sorgfältig gewählt. Das war eine bewusste Zuspitzung, und das erwünschte Echo ist da. Man muss zuspitzen, damit man gehört wird."

Sein ursprünglich verfolgtes Ziel, "die Situation in Stuttgart klarzumachen" bekräftigte Geißler auch gegenüber der Zeitung. "Das ist ein verbaler Krieg, den wir dort haben, eine heftige Auseinandersetzung, die die Stadt spaltet und die Leute gegeneinander aufbringt. Meine Absicht war, deutlich zu machen, dass wir den Frieden brauchen", verteidigte sich Geißler, der auch Mitglied der globalisierungskritischen Organisation attac ist, im Deutschlandfunk. (red, derStandard.at, 3.8.2011)