Ein Ausschnitt eines der zerbrechlich wirkenden Frauenporträts, die Emily Hines malt und - mit Stoffresten und Stecknadeln - steckt.

Foto: Werkstadt Graz

Graz - Die Bilder der 24-jährigen Amerikanerin Emily Hines berühren - und man möchte diese Bilder auch sofort berühren. Denn die meist weiblichen Gesichter, die Hines porträtiert, haben durch Hines' subtil eingesetzte, eigene Technik etwas Plastisches, Lebensnahes. Hines mischt Zeichnungen, Malerei und alte zarte Stoffe, die sie entweder aufklebt oder oft nur mit einer einzigen Stecknadel auf dem Papier befestigt.

Dieser Einsatz von Textilien gibt den Bildern nicht nur zusätzlich Farbe, sondern erzählt auch etwas über die Beschaffenheit der Dargestellten: etwa die Dünnhäutigkeit eines Gesichtes, das Geheimnis, das sich unter durchsichtiger, weißer Seide, die man nicht hochzuklappen wagt, im Kopf einer Frau abspielen mag, oder aber die Künstlichkeit, die sich als Spitzendeckchen mit Patina im Gesicht einer anderen Dame befindet.

Hines war diesen Sommer auf Einladung des Programms "Liberation of Austria Artist in Residency" in Österreich und arbeitete mit drei weiteren Künstlern an einer Skulptur im oststeirischen Pöllau für US-Piloten, die von den Nazis abgeschossen wurden - der Standard berichtete. Die Absolventin des Maryland Institute College of Art ist mittlerweile wieder zurück in den USA, doch eine Auswahl ihrer Bilder, für die sie sich auch mit der menschenverachtenden Eugenik in den USA der 1940er- Jahre sowie Hitlers Rassentheorien beschäftigte, ist noch bis 14. August in der Werkstadt Graz zu sehen.

Hannes Priesch lebt seit über 20 Jahren in New York und zeigt derzeit - ebenfalls in der Werkstadt Graz, in den hofseitigen Räumen - seine multimediale Arbeit LVST - Landesvideo Steiermark - Sommergespräche (bis 3.9.). Priesch nimmt das TV-Format der Sommergespräche aufs Korn, indem er eine Musikerin, einen Studenten, einen Künstler und eine Lehrerin von ganz persönlichen Dingen, die sie beschäftigten, vor der Kamera erzählen ließ. Danach malte Priesch je ein großformatiges Bild, zu dem ihn etwa die Geschichte einer zerstörerischen Liebe oder jene über erfüllende Freundschaften inspirierte. Wenn die Malereien im zweiten Teil der Videos auftauchen, entsteht ein individueller Dialog der Bilder. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD - Printausgabe, 10. August 2011)