Das Justizministerium hat Anfang August einen Entwurf für die Novellierung des Energieausweis-Vorlagegesetzes in Begutachtung geschickt (derStandard.at berichtete). Dieser sieht unter anderem Strafen für Makler vor, wenn diese ihre Auftraggeber nicht nachweislich über die Verpflichtung aufgeklärt haben, einen Energieausweis bei Verkauf oder Vermietung eines Objekts vorzulegen.

Stellungnahmen zu dem Entwurf sind laut Parlaments-Website noch keine eingelangt, aber der Präsident des Immobilienrings (IR), Andreas G. Gressenbauer, wehrt sich nun per Aussendung dagegen. "Solche Überregulierungen lehnen wir entschieden ab", schreibt er darin, auch wenn es "selbstverständlich für uns längst Usus ist, Immobilien in Exposés mit den wichtigsten Kennzahlen zum Energieverbrauch darzustellen".

Preisverfall bei energetisch desolaten Häusern

Die Erfahrungen der IR-Mitglieder (ein Zusammenschluss unabhängiger Makler, Anm.), "aber auch Studien" würden zeigen, dass das Interesse an einer Liegenschaft in erster Linie durch seine Lage bestimmt sei, außerdem die Anschaffungskosten wie auch die laufenden Kosten. "Nach Energiekennzahlen werden Immobilien sicher nicht gesucht", so Gressenbauer.

IR-Vizepräsident Paul Edlauer stellt allerdings fest, dass die technische Qualität der Objekte zunehmend in den Vordergrund rücke. "Der Trend geht klar in Richtung Ökologie. Häuser mit hohem Sanierungsaufwand können nur noch aufgrund einer hervorragenden Lage punkten." Objekte der 1970er- und 1980er-Jahre, die energetisch nicht am letzten Stand seien, "haben eine immer längere Verwertungszeit und unterliegen einem Preisverfall. Wesentlich bessere Preise sind mit nach ökologisch einwandfreien Standards errichteten oder sanierten Immobilien zu erzielen."

Die Neuauflage des "Sanierungsschecks" habe sich hier positiv ausgewirkt. Viele Immobilieneigentümer seien dadurch zu umfassenden Sanierungsmaßnahmen motiviert worden, weshalb "in den vergangenen Monaten eine Vielzahl an herausragend sanierten Objekten auf den Markt kam. Parallel dazu hat sich eine Käuferschicht entwickelt, die neben der Lage und den Kosten einen besonderen Wert auf einen hohen ökologischen Standard legt und dafür auch bereit ist, mehr auszugeben", berichtet Gressenbauer.

Wohnverhalten ändert sich

Erfreulich ist für den Immobilienring-Präsidenten auch das Geschäftsjahr 2010 verlaufen. Die Mitglieder erwirtschafteten im vergangenen Jahr knapp 41,2 Millionen Euro, nach 40 Millionen im Jahr 2009. "Mit rund 70 Prozent bewegt dabei der Osten Österreichs mit den Bundesländern Wien, NÖ und Burgenland das größte Volumen an Immobilien. Im wirtschaftlichen Vergleich gelingt es allerdings den westlichen Bundesländern Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, mit wesentlich weniger Mitarbeitern finanziell größere Transaktionen abzuwickeln."

Der private Immobilienmarkt sei in den Bundesländern zudem sehr unterschiedlich aufgestellt. "Im Osten dominiert der Mietwohnungsmarkt, und in Richtung Westösterreich noch immer das Eigenheim." Dieses quasi traditionelle Wohnverhalten der Österreicher ändere sich aber sukzessive. "Wächst im Osten der Wunsch nach Eigentumswohnungen, vor allem auch als privates Anlageobjekt, so nimmt im Westen der Wunsch nach Mietwohnungen und -häusern zu, um die Anforderungen der Mobilität abdecken zu können." (red)