Bilder von den Kabinenrollern gibt's in einer Ansichtssache.

Foto: Stockinger

Gerne lässt man bei Autosalons Luftballons steigen. Die Autohersteller probieren ganz einfach aus, welchen Anklang ihre Ideen finden, um ihre längerfristigen Strategien richtig einzunorden. Nach dem großen Hype bei den Elektroautos kehrt nun etwas Ernüchterung ein. Die teuren Batterien und die geringe Reichweite bereiten bei der Umsetzung in marktfähige Produkte einige Schwierigkeiten. Die Latte, die der Verbrennungsmotor in der Summe seiner Eigenschaften gesetzt hat, ist sehr hoch. Die Frage nach künftigen Formen der Mobilität ist so offen wie nie zuvor. Ein simpler Ersatz unserer fossil getriebenen Mobilität durch saubere und nachhaltige elektrische Antriebsformen erscheint nun doch nicht so einfach.

Das spornt die Kreativität der Vordenker mächtig an. So geht man nun auch an die Wurzeln ran, versucht Mobilität in den Kontext künftiger Lebensumstände zu integrieren. Und siehe da, es entstehen neue schlanke Konzepte, um die stetig wachsende urbane Mobilität zu bedienen, das Feld nicht den Planern öffentlicher Verkehrsmittel kampflos zu überlassen. Als roter Faden durch die diesjährige IAA zeigen sich Konzepte, die ein wenig an die Kabinenroller der 50er-Jahre erinnern. Platz für zwei, egal ob nebeneinander oder hintereinander, heißt die Devise mehrerer Hersteller.

Was Renault mit dem Twizzy vorgehüpft hat, wirkt wie ein Rohentwurf dieses neuen Zugangs. VW stellte mit dem gar nur einsitzigen Nils eine Studie zu dieser sogenannten Minimobilität vor, wohl als Antwort darauf, dass Pendler am liebsten allein im Auto sitzen. Mit 65 km Reichweite und 130 km/h Spitze bei 460 kg Eigengewicht in Alu-Space-Frame-Bauweise möchte man dieses neue Segment erschließen. Mit einem schlanken Karosseriekörper und zwei Sitzen hintereinander zeigt hingegen Audi anhand seines Urban Concepts seine Vorstellungen. Dem Erzrivalen BMW will man nicht nachstehen und setzt ebenso wie jener beim i3 (kommt 2013 in Serie) auf ein Monocoque aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff.

In eine ähnliche Richtung denkt Opel, auch wenn konkrete Pläne für ein kleines Elektroauto derzeit eher dementiert werden. RAK e: Zwei Sitze hintereinander, 100 km Reichweite, 120 km/h Spitze, eher jugendliche Zielgruppe ab 16 Jahren. Das viele Lehrgeld, das Smart durch seine Vorreiterrolle bezahlt hat, scheint immer besser angelegt: Mit dem Forvision skizziert man ein Elektroauto, das auch umfassende Komfortfunktionen als integrierten Bestandteil der Elektromobilität enthält. Mit Tandemanordnung der Sitze hält man sich aber nicht auf. Der Smart Forvision ist gewissermaßen ein Vorgriff mit Zukunftsausblick auf die kommende Smart-Generation.

Da ein oder zwei Sitze auch in künftigen Megacitys nicht immer ausreichen werden, kommen vor allem aus Frankreich inspirierte Beiträge. Renault zeigt den Frendzy, ein Elektroauto, das seiner Länge nach (4,0 Meter) und inhaltlich für Familien tauglich ist und vor allem eine Aufgabe hat: die neue Designsprache von Renault dem Publikum näherzubringen.

Bei Citroën hingegen denkt man darüber nach, wie möglichst viel automobile Funktion auf besonders smarte Art dargestellt werden kann. Mit 4,80 Meter Länge präsentiert man anhand des Tubik ein ultraflexibles Van-Konzept, dessen Antrieb in jedem Fall realisiert wird: Ein Hybrid mit Dieselmotor an der Vorderachse und Elektromotor hinten, wie er bereits für den DS5 vorgesehen ist. Bei 2,05 Meter Höhe wird man beim Einfahren in viele Tiefgaragen allerdings ein bisschen Luft auslassen müssen.

Ford hingegen, beharrlich dem Weltautogedanken verpflichtet, zeigt den Evos Concept, einen Plug-in-Hybrid im klassischen Sportwagenschnitt, sozusagen einen Brückenschlag aus der Gegenwart in die Zukunft. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/16.09.2011)

Foto: Stockinger

Bilder von den Kabinenrollern gibt's in einer Ansichtssache.