Nora Bösch assistiert in der Pfarre St. Martin in Dornbirn. Die Theologin wünscht sich mehr Mut für ihre Kirche.

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Das Pfarrzentrum St. Martin liegt mitten in der quirligen Dornbirner Fußgängerzone. Das neoklassizistische Gebäude wirkt herrschaftlich, das Pfarrteam demonstriert jedoch Offenheit. Mit einer kleinen Cafeteria ermutigt es "hereinzuschauen auf ein Gespräch".

Im Pfarrbüro unterbricht Nora Bösch die Elternabendvorbereitung für ein Gespräch mit dem STANDARD. Seit zwei Jahren ist die promovierte Theologin und Romanistin hier als Pastoralassistentin tätig, die 70-Prozent-Anstellung lässt sich gut mit der Familienarbeit vereinbaren.

Der Arbeitsbereich hänge vom Bedarf der jeweiligen Pfarre ab, ihre grundsätzliche Aufgabe ist "das Mitwirken an Verkündigung, Sakramenten, Diakonie", sagt Nora Bösch. Die 49-Jährige setzt diesen Auftrag in der Erwachsenenbildung durch neue Formen der Bibelarbeit um; im Bereich Liturgie und Sakramente durch die Vorbereitung von Erstkommunion und Firmung, aber auch Versöhnungsfeiern, Wortgottesdienste, Beerdigungen. Beerdigungsdienst bedeutet für Nora Bösch: "Gespräche mit den Angehörigen führen, die Totenwache leiten, den Wortgottesdienst und das Begräbnis auf dem Friedhof." Wie ein Pfarrer? "Ja, ich habe auch den Auftrag des Bischofs dafür." 38 Pastoralassistentinnen und -assistenten beschäftigt die Diözese Feldkirch, Voraussetzung ist ein Theologiestudium oder berufsbegleitender Fernkurs.

Was darf eine Pastoralassistentin nicht? "Taufen, Eucharistie feiern, predigen." Wäre sie gerne Priesterin? Frau Bösch winkt ab: "Nicht bei diesen Arbeitsbedingungen." Es gebe zu wenige Priester, zu viele Pfarreien. "Ein Pfarrer muss von Verwaltung bis Seelsorge alles machen, sollte rund um die Uhr erreichbar sein." Der Beruf sei für Männer und Frauen wenig attraktiv: "Junge Menschen wollen sich nicht für einen Beruf entscheiden, von dem sie wissen, dass er sie auslaugen wird."

Mehr Verantwortung für Laien, "durch Leitung der Gemeindearbeit, im Management" könnte die Priester entlasten. "In Zwischenschritten, über Diakonissinnen" sollte man zum Frauen-Priestertum kommen. Von heute auf morgen lasse sich die Kirche nicht ändern, "aber mutiger sollte sie schon werden". (Jutta Berger, DER STANDARD, Printausgabe, 23.9.2011)