Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Uwe Meinhold

Eine Notiz aus den Sommerferien erinnert mich daran, dass ich mich dem Thema Codewörter widmen wollte. Solche Wörter leisten bekanntlich dann gute Dienste, wenn Geheimniskrämerei not tut und Dritte vom Verständnis dessen, was ein Erster einem Zweiten sagt, ausgeschlossen warden sollen. Ex-OESV-Trainer Walter Mayer scheint zum Beispiel ein rechter Codewort-Schlaumayer zu sein: In seinem Dopingprozess im August wurde bekannt, dass Mayer (es gilt die Unschuldsvermutung) öfter von Katzenfutter gesprochen, womöglich aber etwas ganz anderes gemeint habe. Belastungszeuge R. beim Prozess: "Der Mayer hat Angst gehabt, dass sein Telefon abgehört wird. Also war Katzenfutter das Codewort." Ob Mayer mehr Shah oder Kitecat im Kopf hatte, wurde leider nicht bekannt. "Ich brauch drei Kilo Schleckli Schlemmerschmaus für die Schispringer, aber dalli".

Das Katzenfutter-Beispiel lehrt uns, dass Codewörter gerne im halb- oder illegalen Bereich verwendet werden, etwa für Substanzen, deren Verkauf dem Gesetz widerspricht. In manchen Head-Shops, so entnehme ich es der Wikipedia, muss ein Codewort benutzt werden, damit der Verkäufer, wahrscheinlich mit einem Augenzwinkern, dem Käufer die Droge herüberwachsen lässt, die dieser begehrt: "Ich hätte gerne ein Duftkissen (einen Perserteppich, eine Klobürste, ein Kilo Kakao etc)".

Codewörter findet man aber auch im militärischen, polizeilichen und Geheimdienstbereich zuhauf (Operation Spring, Operation Barbarossa usf.). Formbedachte und politisch korrekte Leserinnen und Leser sind sich natürlich bewusst, dass die Wahl passender Codewörter immer heikel ist. Wenn man, wie das die Amerikaner getan haben, Bin Laden just mit dem Codewort Geronimo bedenkt, setzt man sich leicht der Kritik aus. 

Ich ergötze mich gerne an der Vorstellung des immensen Codewortbedarfs, der bei den ehemaligen Ministern der schwarzblauen Regierung und ihren Helfershelfern herrschen muss, wenn sie an ihren Wertkartentelefonen Krisenmanagement betreiben. Ist das Codewort für Grasser "der Langgezogene"? "Der Koalabär"? Heisst Gorbach "der Bürstenbinder"? Nennt man Scheibner "den Teigigen"? Sagt man "Sommerernte" oder doch eher "Sahnehäubchen" zu Schmiergeldertraegen? Womöglich fühlen sich ja die p.t. Leserinnen und Leser nach der Lektüre dieses Stichwortes inspiriert, sich selbst codewortschöpferisch zu betätigen.

Von Christoph Winder
Winders Wörterbuch zur Gegenwart ist ein Work in Progress.
Zweckdienliche Hinweise auf bemerkens- und erörternswerte Wörter sind erbetenan christoph.winder@derStandard.at