Schlank und wendig, ja, da hat Honda recht. Aber fesch?

Foto: Guido Gluschitsch

Es ist kein Problem, für den Vision, einen Helm zu verstecken.

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Angetrieben wird der Honda Vision von einem luftgekühlten 110-Kubikzentimter-Viertakter.

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Das Display ist einfach und deutlich. Ideal also auch für Neueinsteiger.

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Sie haben Nerven wie Stahlseile, die Burschen in ihren gelben Warnwesten auf den großen Reise-Enduros. Zwischen den beiden Security-Bikern fährt ein Typ auf einer Naked – lauter Auspuff, kleine Blinker und Spiegel, in denen man sich nicht einmal die Augenbrauen richten könnte. Seine Nerven sind aber ebenso eisern wie die seiner beiden gelben Klapphelm-Kollegen. Da duellieren sich die Klischees mit den Tabus.

Im Süden von Wien treffe ich auf die drei. Die Kurven vertragen weit mehr, als die Geschwindigkeitsbegrenzung zulässt, aber das fordern die drei nicht heraus. Aufrecht sitzen sie in ihrem edlen Gore-Tex auf den Eisen - nur der auf der Nackten sitzt etwas gebückt und trägt Leder von Vanucci. Dass sie gerade von einem Roller überholt werden, macht ihnen nichts.

110 Kubik reichen zum Vollstrecken

Nein, es ist kein 800er, kein 300er, der sich an den Schülerlotsen vorbeimühte, sondern ein 108 Kubikzentimeter großer Honda mit nicht einmal 9 PS. Was auf den ersten Blick wie ein besseres Moped wirkt, das es nicht einmal mit einer müden 125er aufnehmen kann und auch so aussieht, geht im echten Leben überraschend gut.

Zum guten Teil liegt das wohl am Gewicht von 102 Kilogramm, die der neue Honda Vision vollgetankt auf die Waage bringt – also inklusive der fünfeinhalb Liter Sprit. Das klingt jetzt danach, als müsste man dreimal am Tag tanken, doch weit gefehlt. Bei 60 km/h begnügt sich der Vision mit weniger als zwei Liter Super auf einhundert Kilometer. Im Test sprengten wir die Drei-Liter-Grenze nicht.

Der Vision ist Hondas Antwort auf die globalen Mobilitätsprobleme in den Metropolen. Erst letzte Woche kam eine Studie aus Belgien zum Schluss, dass 10 Prozent mehr Motorräder zu 40 Prozent weniger Staus führen würden. Dafür muss die zweirädrige Mobilität aber auch finanzierbar und praktisch sein.

Unter 2000 Euro

Der Verkaufspreis von 1.890 Euro ist dabei eine starke Ansage. Gerade wo inzwischen ja jeder weiß, dass ein Honda-Roller nicht umzubringen ist - selbst wenn man nur einmal im Jahr den Ölstand kontrolliert. Um den Preis niedrig zu halten, baute Honda auch den luftgekühlten 100 Kubikzentimeter-Einzylinder ein. Die Luftkühlung spart zudem Gewicht.

Das größte Manko vieler Roller ist der fehlende Stauraum. Nicht zuletzt Honda legte in Österreich bei einigen Scootern gleich von Haus aus ein Topcase zum Schlüssel dazu, weil unterm Sitz gerade einmal ein Kinder-Jet-Helm Platz hat. Der Vision ist superschmal, fühlt sich an wie ein Moped und sieht ziemlich stark danach aus, aber einen Vollvisierhelm schluckt er trotzdem.

Auch wenn der Vision jetzt extrem günstig ist, auf CBS, die Kombinationsbremse verzichtet Honda nicht. Über den rechten Bremshebel bedient man die Vorderbremse, über den linken Bremshebel beide. Und auf 14 Zöllern rollt der Vision auch noch daher.

Mit seiner Sitzhöhe von 755 Millimeter kommen auch junge, oder nicht allzu groß gewachsene Menschen gut auf den Boden. Nur wer über 170 Zentimeter groß und auch noch auf großem Fuß lebt, der wird sich wie am Kinderflascherlzug fühlen. Da stehen dann die Fußspitzen der 46er links und rechts vom Trittbrett runter, und man weiß nicht, soll man am vorderen oder hinteren Platz sitzen. Wenn man dann aber auf dem Vision mit jedem 125er-Roller mitfährt und sogar die eine oder andere Warnweste in den Rückspiegel verbannt, dann ist es nur recht, wenn man das Understatement gleich von Weitem sieht.