Was ist falsch am falschen Rembrandt?
Mit High-Tech den Rätseln der Kunstgeschichte auf der Spur
Horst Czichos, Oliver Hahn

Carl Hanser Verlag
223 Seiten, Fester Einband
ISBN-10: 3-446-42636-1
ISBN-13: 978-3-446-42636-8
€ 24,90 (D)
€ 25,60 (A)

 

Foto: Hanser

Was macht einen Rembrandt zum echten Rembrandt? Wie kann die Echtheit von Meissner Porzellan ohne Beschädigung festgestellt werden? Mit Fragen wie diesen sind Oliver Hahn und Horst Czichos bei ihrer Tätigkeit für die deutsche Bundesanstalt für Materialforschung beschäftigt.

In ihrem Buch "Was ist falsch am falschen Rembrandt?" präsentieren die beiden Forscher die Methoden ihrer Arbeit und die Problemstellungen, die sie dabei meistern müssen. Dabei bieten sie eine sprunghafte, doch höchst unterhaltsame Tour quer durch die Kunstgeschichte.

Ob bei der Suche nach dem Ursprung der berühmten "Himmelsscheibe von Nebra", antiken Bronzestatuen im Computertomographen oder der Tinte der Schriftrollen von Qumran: überall gibt das Material der Kulturgüter Auskunft über Herkunft und die Geschichte des Objektes.

Anhand der Zusammensetzung der Tinte in Georg Büchners Manuskript zu "Woyzeck" lässt sich zum Beispiel feststellen, welche Teile seines Werkes der Autor wo verfasst hat. Moderne Fälscher haben auf diese Weise keine Chance: So konnte die Materialforschung nachweisen, dass die in den 1970er Jahren aufgetauchte "Sinfonia in E von Franz Schubert" eine moderne Fälschung ist.

Und der "Idolino", eine antike Bronzeplastik eines Jünglings aus dem archäologischen Museum in Florenz, gab bei der CT-Untersuchung seine Geheimnisse Preis: Während große Teile, vor allem des Torsos, noch vom in Dünngusstechnik gefertigten antiken Original stammen, wurden manche Teile nach der Entdeckung der Statue in der Renaissance ausgebessert beziehungsweise völlig ersetzt, was unter anderem an den viel massiveren Gussteilen erkennbar ist.

Die Erkenntnisse der Forscher haben ganz konkrete Bedeutung bei der Restaurierung und Konservierung verschiedenster Kulturgüter - von barocken Juwelierplastiken bis hin zur Renovierung oder dem Wiederaufbau architektonischer Meisterwerke wie dem Brandenburger und dem Charlottenburger Tor in Berlin.

In einem Anhang erläutern sie auch die Grundlagen der diversen Techniken und naturwissenschaftlichen Methoden der Materialanalyse und lassen immer wieder aufs Neue erstaunen, zu welch teilweise überraschenden Antworten die Wissenschaft in der Lage ist. (Michael Vosatka, derStandard.at, 9.10.2011)