Wien - Das umstrittene interreligiöse Dialogzentrum, das nächste Woche in Wien entstehen soll, hat offenbar nicht nur in Österreich für Empörung gesorgt. Auch in Saudi-Arabien habe es "sehr negative Reaktionen" von konservativen Vertretern des Wahabismus gegeben, hieß es aus diplomatischen Kreisen. Diese hätten versucht, das Vorhaben zu torpedieren. Das Zentrum entsteht auf Initiative des saudi-arabischen Königs Abdullah Bin Abdulaziz und wird auch nach ihm benannt. Der Wahabismus, in Saudi-Arabien Staatsreligion, gilt als besonders konservativ-puritanische Auslegung des Islam.

Hintergrund der Initiative sollen demnach auch innenpolitische Gründe sein: "Der König will seine eigenen Leute zwingen, einen Dialog über Religion zu führen." Durch die damit erhoffte Öffnung wolle das Staatsoberhaupt geplante Reformen vorantreiben. Aufgrund des Widerstands im eigenen Land sei es nicht möglich gewesen, das Zentrum in Saudi-Arabien selbst zu eröffnen.

"Große Chance"

Das Außenministerium preist das Projekt als große Chance, dem interreligiösen Dialog eine Plattform zu geben. Angesichts der mangelnden Akzeptanz anderer Religionen in Saudi-Arabien hatte es in Österreich, wie berichtet, von mehreren Seiten scharfe Kritik gegeben.

Das Zentrum wird eine internationale Organisation werden, die allen Staaten offensteht. Den Gründungsvertrag will Außenminister Michael Spindelegger mit seinen Kollegen aus Saudi-Arabien und Spanien, Prinz Saud al-Faisal und Trinidad Jimenez, am Donnerstag kommender Woche in Wien unterzeichnen. (raa, DER STANDARD-Printausgabe, 7.10.2011)