Sie sind Relikte aus glorreichen Zeiten: die Insignien der Universitäten. Darunter prunkvolle Zepter, die nicht nur die akademische Autonomie und Rechtsmacht der hohen Schulen symbolisierten. Wem legt man schon Gold, Silber und Edelsteine in die Hand, wenn nicht besonders geschätzten Persönlichkeiten oder Institutionen? Ja, es gab Zeiten, da hatten Universitäten diesen Status. Sie waren die hochgeachteten Inseln des Wissens, des Sinnierens, der Neugier auf die Welt, die Zukunft. Dort sollte Aufklärung ihre schönste Heimstatt haben und Licht in düstere, dumpfe, dumme Zeiten bringen.

Und Universität heute? Das ist unzumutbarer, unbetreuter Massentourismus, das ist existenziell bedrohliche Finanznot, das ist oft lebenslanges Prekariat für die Leistungsträger im Mittelbau, das ist vor allem politisches Niemandsland, das höchstens der gerade zuständige Wissenschaftsminister beackert. Universität heute ist der marginalisierte Geist, dem die Luft zum Atmen abgewürgt wird.

Aber die Universität birgt das stärkste, vitalste und subversivste Überlebenselixier in sich: Es ist die "universitas magistrorum et scholarium", die "Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden", die die Unis nicht nur für die, die ihr "angehören", zum Glücksfall machen kann. Das Beglückende an der Universität ist, dass sie sich nicht selbst genügt, sondern die Gesellschaft braucht, teilhaben lässt und in sie hineinstrahlt, wenn man sie lässt. Man sollte. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2011)