"Das ist ein großes ungelöstes Problem" - Jank über schlecht ausgebildete Lehrlinge.

Foto: Standard/Cremer

Wien - 40 Prozent der österreichischen Pflichtschulabgänger entscheiden sich derzeit für eine Lehre - Tendenz sinkend: In fünf Jahren, schätzt die Wiener Wirtschaftskammer, werden es nur mehr 30 Prozent sein. Das liege unter anderem am schlechten Image der Lehre, sagt Präsidentin Brigitte Jank, die außerdem eine massive Schlechterstellung von Facharbeitern gegenüber Akademikern ortet. Während das Studium weitgehend der Staat finanziere, müssten sich Arbeiter Forbildungen oder Meisterkurse selbst finanzieren. Außerdem fordert Jank mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem, also etwa einen leichteren Zugang zum Studium mit einem Lehrabschluss.

Mangels elementarster Fähigkeiten von Pflichtschulabsolventen hätten gleichzeitig immer mehr Unternehmen Probleme, überhaupt in geeignete Lehrlinge zu investieren, beklagt die Wirtschaftskammer. Die Ausbildung in einer überbetrieblichen Werkstätte koste 18.000 Euro pro Kopf und Jahr, Geld, mit dem die Politik versuche, "die Folgen eines unzeitgemäßen Bildungssystems im Nachhinein auszumerzen", sagt Jank. Sie erneuerte am Montag ihre Forderung nach einer "mittleren Reife", also einer standardisierten Prüfung nach dem neunten Schuljahr für alle Jugendlichen. Gleichzeitig solle man das Polytechnikum abschaffen, das "kein Erfolgsmodell" sei. Als Forderung nach der Gesamtschule will Jank das nicht verstanden wissen: "Wichtig ist, dass unterschiedliche Neigungen auch unterschiedlich gefördert werden." Das Schild an der Eingangstür sei egal. (hei, DER STANDARD, Printausgabe, 11.10.2011)