Matias Duarte, Entwickler und Philosoph

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Matias Duarte, zuständig für die User Experience bei Android, erklärt im Interview mit thisismynext.com die Philosphie von Android. Duarte war unter anderem auch Chefentwickler der Benutzeroberfläche von webOS. Seit 2010 arbeitet er für Google.

Honeycomb war "Notlandung"

Honeycomb war sein erstes Projekt für seinen neuen Arbeitgeber. Im Interview bezeichnet er die Arbeit an Android 3 als "Notlandung". "Wir kommen dorthin, Puh, okay wir haben es überlebt, und als wir fertig waren, haben wir gesagt: "Was kommt jetzt?"", sagt Duarte.

Design muss flexibel sein

Das Design von Android muss flexibel gestalten werden, damit es auf den unterschiedlichen Geräten möglichst gleich aussieht. "Darüber muss man sich keine Gedanken machen, wenn man mit einem geschlossenem System arbeitet", erklärt der Entwickler.

Zwei in einem

Außerdem müssen die Designer gleichzeitig ein Produkt kreieren, dass sowohl im Schaufenster einen bleibenden Eindruck hinterlässt, als auch ein Lego-System ist, mit dem neue Produkte geschaffen werden können. "Wir können weder schummeln, noch herumschnipseln oder irgendetwas mit unserem Produkt machen, das nicht aus dem System heraus gebaut werden kann", erklärt Duarte.

"Bei Honeycomb haben wir geschummelt"

Auf die Anmerkung, dass die Auslieferung der Geräte mit von den Herstellern überarbeiteten Betriebssystem ins Stocken geraten ist, meinte der Chefdesigner: "Bei Honeycomb haben wir geschummelt und herumgeschnipselt, um die größeren Geräte zu unterstützen. Das ist auch der einzige Grund, warum es nicht Open Source ist."

Musste schnell entwickelt werden

Duarte erklärt, dass Honeycomb schnell entwickelt werden musste, um Tablets zu unterstützen. Sie wollten verhindern, dass die Hersteller eine Benutzeroberfläche für Smartphones nehmen und sie auf die Größe eines Tablets hoch skalieren. Darum mussten sie schummeln, um rechtzeitig fertig zu werden. Ice Cream Sandwich sollte mehr als einfach nur Honeycomb für Smartphones werden.

"Neues Potential"

"Android repräsentiert das neue Potential der Interaktion zwischen Computer und Menschen. Mobile Plattformen sind großartig, weil sie uns von dem schwerfälligen Zeug befreien, dass wir seit zwei Jahrzehnten sehen. Zwei Jahrzehnte von Fenstern und Mauszeigern und kleinen Ordner-Icons", erklärt Duarte.

Free your Mind

Wie man die neue Offenheit der Menschen nutzen kann, ist laut Durate keine Design- oder Produkt-Frage, sondern eine philosophische. Was ist das Ding? Was soll es tun? Wie wird es das tun? Wie kommen wir dorthin?

"Schatten"-Nutzer

Um die Fragen beantworten zu können, hat Google tiefgehende Studien über die Nutzung von Smartphones gemacht. Es wurde überprüft wie und warum normale Menschen ihr Smartphone nutzen. Es sollen sogar "Schatten"-Nutzer gegeben haben, die zuhause und am Arbeitsplatz beobachtet wurden, wie sie mit ihren Geräten interagieren.

Smartphones für jedermann

Dabei fand man heraus, dass Smartphones nicht für eine bestimmte Art von Menschen ist, sondern für jedermann. Die Geräte sind ein Teil des Lebens der Menschen geworden. Die Studien legten aber auch offen, dass die Personen auf Android nicht emotional reagieren. Sie brauchen es, aber lieben es nicht.

Android ist zu komplex

Android-Handys werden von den Nutzer als zu komplex angesehen. Sie benötigen mehr Zeit, um zu lernen, wie man mit dem Smartphone umgeht. Die Nutzer fühlen sich durch die Geräte eingeschränkt. Sie wissen zwar, dass man mehr machen könnte, können aber nicht herausfinden, wie sie das machen können.

"Wir wollen Wunder erschaffen"

Duarte meint dazu: "Wir wollen Wunder erschaffen. Wir wollen das Leben der Menschen vereinfachen." Momentan verhalte sich ein Android Smartphone wie ein Assistent, den man gerade eingestellt hat. Anstatt einem bei der Erledigung der Arbeit zu helfen, schafft dieser nur mehr Arbeit. Google will aber einen Chefassistenten schaffen, der weiß wie man hilft.

Neue Schriftart

"Eine wichtige Komponente, um dieses Wunderland zu schaffen, ist die Art wie es aussieht, sich anfühlt und klingt und Eines der ersten Dinge auf die wir uns fokussiert haben, war jenes mit dem man am meisten interagiert, was die Typografie ist", erklärt Duarte. Deshalb hat Google erstmals selbst eine neue Schriftart für Ice Cream Sandwich kreiert, Roboto.

Standardisierte Regeln und Flexibilität

Die neue Schriftart ist Teil des Versuch standardisierte Regeln und die nötige Flexibilität zu vermischen. Das soll den Nutzern helfen, sich besser zurecht zu finden. Duarte fügt hinzu: "Wir haben genommen was Honeycomb getan hat und haben den hochnäsigen Design-Quotienten erhöht und den geekigen Nerd-Quotienten abgewaschen. Wir haben es viel zugänglicher gemacht. Aber wir haben keine neue Richtung eingeschlagen."

Verknüpfung von Design und Daten

Google dürfte neben ihre Liebe zu Daten nun auch die Wichtigkeit von Design erkannt haben. Ice Cream Sandwich ist neben dem Redesign vieler Webservices von Google, ein erster großer Schritt zur Verknüpfung von Daten mit Design. (soc)