Wien - Nur ein Drittel der österreichischen Aufsichtsräte fühlt sich für seine Arbeit ausreichend entlohnt. Angesichts der hohen Haftungsrisiken, öffentlicher Kritik und immer strengeren Regulatorien sei dieser Unmut auch verständlich, glaubt Michael Schober, Partner bei Deloitte Österreich. 77 Prozent der heimischen Aufsichtsräte fühlen sich bestens über unternehmensrelevante Risiken informiert. Im internationalen Vergleich schneiden sie damit hervorragend ab, denn dort stimmen nur 34 Prozent mit dieser Aussage überein. Das ergab eine internationale Studie, wie das Beratungsunternehmens Deloitte am Montag mitteilte.

Bei der Bezahlung ist "Österreich im internationalen Vergleich klares Schlusslicht", so Schober. Er sieht großen Handlungsbedarf. "Für die Zukunft sehe ich eine klare Professionalisierung des Aufsichtsrates mit begrenzten Mandaten, dafür muss es dann aber auch eine adäquate Entlohnung geben."

Im Bereich "Nachfolge" schneidet Österreich eher schlecht ab. Nur 32 Prozent der heimischen Aufsichtsräte verfügen laut Studie über einen Nachfolgeplan für Vorstände, international sind es 46 Prozent. Nur 18 Prozent geben an, sich damit auseinanderzusetzen, wer ihnen selbst einmal nachfolgen soll. 61 Prozent der österreichischen Aufsichtsräte halten den Auswahlprozess von Aufsichtsratsmitgliedern für verbesserungswürdig. Die Prozesse werden auch als wenig transparent bezeichnet.

Die Abweichungen zwischen den heimischen und den internationalen Ergebnissen sind teilweise sehr groß. Für Schober liegt das auch am unterschiedlichen Anforderungsprofil: "Im Österreich sind die Aufsicht und der Rat Hauptaufgabe des Aufsichtsrates, während es sich bei Directors in anderen Ländern um Non-Executives, also Mitarbeiter eines Unternehmens handelt." Auch seien in Österreich eher Existenzsicherung des Unternehmens und das Kapitalmanagement an der Tagesordnung, während international die Themen Performance und Wachstum eine viel größere Rolle spielen. (APA)