Das Chinesische Raumfahrt-Programm

Grafik: STANDARD

Mit seinem ehrgeizigen Raumfahrtprogramm lässt China keinen Zweifel daran, wer einmal in die Fußstapfen von Eugene Andrew Cernan, dem bisher letzten Menschen auf dem Mond, treten soll. Nach vergleichsweise kurzer Anlaufzeit ist bereits in zwei Jahren die erste unbemannte Mondlandung geplant. China baut außerdem - wie Europa - ein Satellitennetz für ein eigenes globales Navigationssystem, einen dritten Raumfahrtbahnhof auf der Insel Hainan in Südchina und sogar schon einen "Himmelspalast" , wie die Übersetzung des Namens für die Raumstation Tiangong lautet. Schon am Dienstag soll das unbemannte chinesische Raumschiff Shenzhou 8 starten und zwei Tage später an die Basisstation in 343 Kilometern Höhe andocken.

Zwölf Tage sollen die Module verbunden bleiben, vor der Landung von Shenzou 8 in der Inneren Mongolei soll noch ein weiteres Andockmanöver geübt werden. Zwei weitere Raumflüge sind im nächsten Jahr zu der 8,5 Tonnen schweren und zehn Meter langen Testplattform geplant. Dann sollen auch bereits Astronauten dabei.

Russland will mehr Geld

An die Größe der internationalen Raumstation ISS kommt Chinas Himmelspalast freilich noch nicht heran. Eine konkrete Kooperation ist derzeit noch nicht geplant, nach dem Aus der US-Shuttles können Versorgungsflüge zur ISS derzeit nur mit russischer Technik erfolgen. Der nächste Versorgungsflug mit einer Sojus-Kapsel ist am 14. November geplant. Doch Russland drängt auf Zusammenarbeit: "Im Westen wartet niemand mehr auf uns, aber unseren traditionellen Partnern in anderen Erdteilen sollten wir uns wieder mehr zuwenden" , sagte kürzlich Wladimir Popowkin, der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos.

Popowkin will überhaupt mehr mit Flügen ins All verdienen. Obwohl das Riesenreich 40 Prozent aller Raketenstarts organisiere, halte das Land nur drei Prozent am Weltmarkt für Dienstleistungen im All. Mehr Geld ließe sich mit Satellitentransporten machen.

Die Europäische Weltraumorganisation Esa setzt hingegen mehr auf Forschung: 2017 soll die Raumsonde Solar Orbiter Richtung Sonne starten, zwei Jahre später wird das Weltraumteleskop Euclid auf die Reise ins All geschickt. Es soll die dunkle Materie und damit die Geschichte des Universums erhellen. (simo/DER STANDARD, Printausgabe, 31. 10. 2011)

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Weltraumjobs für 1000 Österreicher

Mit Weltraumtechnologie haben in Österreich rund 1000 Menschen beruflich zu tun. Vor allem in den Bereichen Navigationssystem, Wetterdienst und Kommunikationstechnik sind heimische Experten international gefragt. Für die von TU Graz, Uni Wien und Uni Toronto entwickelten Nanosatelliten, die im Jänner von Indien aus in die Umlaufbahn geschickt werden, wurde sogar das erste heimische Weltraumgesetz geschaffen. Das hat wiederum vor allem versicherungstechnische Gründe. (simo/DER STANDARD, Printausgabe, 31. 10. 2011)