Manche Reparaturen sind einfacher zu bewerkstelligen als man denkt. Wir zeigen Schritt für Schritt wie's geht. Unser Mann am Rad ist Andreas Röderer. Seit gut 25 Jahren ist er in der FahrradSelbsthilfe-Werkstatt im Wiener WUK aktiv. Seit Mitte der 1990er-Jahre leitet er die Werkstatt der Cooperative Fahrrad, die uns für die Reparaturserie Tatkraft, Know how und den Raum zur Verfügung stellt. "Winter bedeutet Stress für das Fahrrad. Es wird durch Nässe, Frost und Streusalz stark beansprucht."

derStandard.at/tinsobin

Um ein Fahrrad winterfest zu machen, gilt es folgende fünf Themenbereiche zu beachten: Reinigung, Kette, Bremsen, Schaltung und Beleuchtung. "Winterbeginn ist der ideale Zeitpunkt um das Rad gründlich zu reinigen", weiht Andreas in die ersten Schritte für ein Winterservice ein. "Wir shampoonieren es zuerst nach allen Regeln der Kunst ein, mit Wasser samt Allzweckreiniger und einem Schwamm."

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Den zähen Schmutz an den Zahnrädern und an den Rollen am Schaltwerk entfernt Andreas mit einer Zahnbürste, die er mit Petroleum beträufelt.

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Handschuhe nicht vergessen! Alles, was da jetzt blank ist, verdreckt im Winter nicht so stark.

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Andreas spritzt das Fahrrad mit einem Gartenschlauch ab. Hat man keinen zur Verfügung, muss man auch hier mit einem Kübel mit Wasser und Schwamm arbeiten. "Einen Hochdruckreiniger sollte man niemals verwenden."

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Andreas trocknet das Rad mit einem Fetzen ab. Dann sprüht er es mit Spraywachs ein, die Felgen lässt er aus. "Die Wachspolitur beugt Korrodierungen vor und konserviert Schrauben und die ganzen Anbauteile, die einen Rostansatz kriegen können. Rost, wie auf dieser Schraube, verursacht technisch allerdings keinen Schaden, da geht's eher um die Optik", weiß Andreas.

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Andreas empfiehlt die Kette im Winter wöchentlich durch einen geölten Lappen durch zu ziehen. "Nach dem Winter sollte man sie kritisch anschauen und eventuell tauschen. Theoretisch könnte man auch Schaltung und Kette mit dem Wachs besprühen, aber das Öl bringt mehr."

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Nun werden die Bremsen ausgehängt...

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... die Seilzüge aus den Führungen raus genommen und auf Dreck und Rost kontrolliert. Andreas zieht die Seile hin und her und ölt sie dabei. "Wenn ich das nicht mache, kann durch den Frost Wasser in die Seilzüge gelangen und einfrieren. Die Bremse funktioniert dann nicht mehr."

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Nun schauen wir die Bremsgummis an, ob sie gleichmäßig abgefahren sind.

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"Falls nein, schneide ich sie mit einem Stanleymesser gerade", zeigt Andreas. "Voraussetzung dafür ist, dass die Bremsgummis nicht zu abgefahren ist. Sie nutzen sich im Winter schnell ab, was man daran merkt, dass die Bremsen nachgiebiger werden. Fahrradboten brauchen oft einen bis zwei Bremsgummis pro Woche." Deshalb im Winter öfters kontrollieren, einstellen, nachjustieren.

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Dasselbe wie bei den Bremsen machen wir bei der Schaltung: reinigen und schmieren.

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Nun widmen wir uns den Reflektoren, wischen die jeweils zwei vorgeschriebenen Speichenreflektoren mit einem Tuch ab und reinigen überhaupt alle Teile, die die Sichtbarkeit erhöhen...

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... die Reflexstreifen an den Reifen, so vorhanden...

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... die Reflektoren vorne und hinten sowie an den Pedalen.

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Die Lichter müssen in der dunklen Jahreszeit bestens funktionieren. "Viele fahren noch mit alten Dynamo-Lichtern. Diese sind anfällig auf Nässe und Frost", weiß Andreas. Die Umrüstung auf einen betriebssichereren Nabendynamo kostet 150 bis 200 Euro. Weshalb viele auf Stecklichter umsteigen. "Hier sollte man schauen, ob diese STVO-konform sind und der Scheinwerfer die Strasse hell ausleuchtet."

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Bei einem alten Dynamo ist zu kontrollieren, ob er gut angeschraubt ist. Mit einem Lineal kann man prüfen, ob die Achse des Dynamos auf die Radachse zeigt. Die Laufrolle soll satt auf der Reifenflanke anliegen - am besten auf der dafür vorgesehenen Riffelung am Reifen.

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Eine Gummikappe auf der Dynamorolle verbessert die Haftung am Reifen. Sonst rutscht der Dynamo bei Nässe durch und das Licht fällt aus.

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Dann prüfen wir, ob das Kabel sicher angesteckt ist.

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"Wir testen die Birne mit einer Flachbatterie. Reinschauen, ob der Faden noch ganz ist, bringt meistens nichts", weiß Andreas.

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Andreas reibt die Kontakte mit Sandpapier blank. "Falls das Licht nicht funktioniert, genügt es manchmal auch, die Schraube unter dem Kotflügel zu bewegen um den Kontakt wieder herzustellen."

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Nun stellt Andreas den vorderen Scheinwerfer mit einem Schraubenschlüssel nach. Der Scheinwerfer sollte ca. fünf bis zehn Meter vor dem Fahrrad die Fahrbahn beleuchten

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"Manche Leute fahren im Winter mit weniger Luftdruck, überhaupt bei Schnee", weiß Andreas. "Bei einem tiefen Profil macht das Sinn. Bei eher glatten Reifen ist es egal, ob man mit mehr oder weniger Luft fährt. Genug Luft sollte aber auf jeden Fall sein." Auf den Reifen kann man meist den empfohlenen Mindestdruck ablesen. Streusplit heißt, dass auch viele Glasscherben auf der Straße sind, deshalb ist vor allem, wenn man schon ältere Reifen hat, der Umstieg auf pannensichere Reifen eine Überlegung wert. Andreas: "Pannensichere Reifen verfügen zusätzlich zu einem durchstichfesten KEVLAR-Gürtel über eine dicke Kautschuk-Einlage, die auch Glassplitter abfangen kann."

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Auch das Fahrradschloss will gepflegt werden, da es sehr stark der Witterung ausgesetzt ist. Andreas behandelt es mit einem speziellen Fahrradschloss-Schmiermittel. " Wenn das Schloss rostig wird und Wasser im Inneren gefriert, kann es unlösbar werden. Normales Öl kann bei Kälte den Schliessmechanismus verkleben. Wenn man die kalte Jahreszeit durchradelt hat und der Frühling naht, dann ist das nächste Service angesagt", verabschiedet sich Andreas Röderer in den Winter. (Eva Tinsobin, derStandard.at)

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