Die Facebook-Protestaktion "Stop killing dogs - Euro 2012 in Ukraine" hat über 77.000 Anhänger.

Foto: Screenshot

Seit Wochen demonstrieren TierschützerInnen im Internet gegen angebliche Massentötungen von Straßenhunden in der Ukraine. Videos, in welchen die Tiere gefangen und bei lebendigem Leib verbrannt werden sollen via Facebook und anderen Online-Plattformen im Web verbreitet werden. Diese Schreckensszenarien sollen in der Ukraine stattfinden, wo im kommenden Jahr die Fußballmeisterschaft 2012 ausgetragen wird. Deshalb auch die "Straßensäuberungsmaßnahmen".

Fordern zu Boykott auf

Über 77.000 NutzerInnen teilen den Protest auf der Facebook-Gruppe "Stop killing dogs - Euro 2012 in Ukraine". Die Macher der Seite fordern zum "Liken", "Sharen" und Demonstrieren auf. Inzwischen haben sie ihre Proteste auch auf Fan-Seiten der EM-Sponsoren und -Veranstalter ausgedehnt. In weiterer Folge reagierte Facebook mit einer Drohung, die Demonstranten-Pages zu löschen.

Die Sprache ist rau und die Forderungen zum Protest klar formuliert. Die Initiatoren der virtuellen Demonstration wollen NutzerInnen ermutigen, an Produkte und Dienstleistungen der Sponsorenfirmen zu boykottieren. Auch Listen mit Links der zu "attackierenden" Seiten werden veröffentlicht.

Sind Massenproteste Spam?

Nun stellt sich die Frage, ob ein derartiger Massenprotest als Spam bezeichnet werden kann. Wenn es nach Facebook geht, ja. Inhalte an Mitglieder ohne deren Zustimmung zu verschicken, falle unter Spam, so das Argument. Auf eine vorangegangene Warnung, mit diesen Aktionen gegen Facebooks Nutzungsbestimmungen zu verstoßen, sei nicht reagiert worden. 

Deshalb der Schritt, das Foto zu entfernen, wie im vom Spiegel veröffentlichten Screenshot ersichtlich ist. "Ihr Einsatz für den Tierschutz ist wichtig, aber wenn Sie weiterhin Facebook-Nutzer zum Spammen aufrufen, werden wir keine andere Wahl haben, als Ihre Seite zu löschen", heißt es in der Warnung. Facebook soll die Echtheit dieser Nachricht bereits bestätigt haben.

"Mitglieder vor Spam schützen"

Es sei demnach unzulässig, Gruppen, Events oder Pages einzurichten, die Facebook-Mitglieder auffordern, "alle Freunde einzuladen". Das Engagement für Tiere und Tierschutz sei wichtig. Ein Verstoß gegen die Nutzungsrichtlinien liege trotzdem vor. Es gehe primär darum, NutzerInnen vor Spam zu schützen, so eine Facebook-Sprecherin.

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Auf der Facebook-Seite "Stop killing dogs" wird zudem ziemlich auffällig eine Website eines Online-Händlers für Tiernahrung (Shoppen für den Tierschutz) beworben. 

Versprechen der Kiew Regierung

Über den tatsächlichen Umfang der Hundetötungen in der Ukraine liegen keine konkreten Informationen vor. Die Regierung hatte kürzlich härtere Strafmaßnahmen gegen Tierquäler angekündigt. Dies richtet sich auch gegen Hundefänger, die nach herrenlosen Tieren suchen, um sie zu töten. Von einer Umsetzung der Versprechen sind die Tierschützer nicht überzeugt und protestieren weiter.

Termine

Die Ankündigungen und Aufrufe zu Demonstrationen in Österreich und Deutschland nehmen indes keinen Abbruch. Wer in seiner Stadt keinen Termin findet, solle selbst eine Veranstaltung organisieren. (ez, derStandard.at, 25.11.2011)