Podgorica - Die drei Jahre zurückliegenden vermeintlichen Telefonkontakte des montenegrinischen Regierungschefs Igor Luksic und seines Außenministers Milan Rocen mit dem flüchtigen serbischen "Kokain-König" Darko Saric wurden nun von der Justiz unter die Lupe genommen. Wie die Tageszeitung "Vijesti" am heutigen Montag berichtete, wurde von Sonderstaatsanwältin Djurdjina-Nina Ivanovic eine umfassende Ermittlung eingeleitet.

Die oppositionsnahe Tageszeitung "Dan" brachte am Wochenende die Aufzeichnungen des montenegrinischen Mobilfunknetzes Telenor, die von den Telefonkontakten von Luksic und Rocen mit Saric im Jahre 2008 zeugen sollten. Sowohl von der montenegrinischen Polizeiverwaltung wie auch der Telenor wurde die Authentizität des Gesprächsnachweises unumgehend bestritten.

"Versuch die Regierung zu diskreditieren"

Premier Luksic und Außenminister Rocen wiesen die Vorwürfe ebenfalls zurück. Es handle sich um einen Versuch, die Regierung zu diskreditieren, wurde Luksic von der Tageszeitung "Vijesti" zitiert.

Die serbische Sonderstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität hatte im August 2010 eine Anklage gegen Saric und weitere acht Personen in Zusammenhang mit Geldwäsche im Wert von mehr als 20 Millionen Euro erhoben. Eine erste Anklage gegen Saric und weitere 19 Personen war kurz zuvor im April desselben Jahres wegen Schmuggels von mehr als zwei Tonnen Kokain aus Südamerika erhoben worden.

Der aus dem montenegrinischen Pljevlje stammende Saric hat serbische Staatsbürgerschaft. Belgrad warf in den letzten Jahren den montenegrinischen Behörden wiederholt vor, dem "Kokain-König" Unterschlupf in dem Adriastaat gesichert zu haben. Inzwischen wird Saric allerdings in Südamerika vermutet.

Die Telefon-Gesprächsliste wurde im proserbischen Oppositionsblatt wenige Tage vor dem EU-Gipfeltreffen veröffentlicht, von dem sich Podgorica den Termin für die Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen erwartet. Serbien hofft darauf, beim EU-Gipfel den Status eines EU-Beitrittskandidaten zuerkannt zu bekommen. Wegen des Konflikts im Nordkosovo gilt dies aber als äußerst unwahrscheinlich. (APA)