2011 ist auf der Zielgeraden angelangt. Der beste Zeitpunkt, um auf die vielen großen Momente zurückzublicken und die Frage zu stellen, welches war Ihr Videospiel des Jahres?

Nachdem das wie bei jeder Form der Kunst eine Geschmacksfrage ist, sehen sie die Auswahl des WebStandard an dieser Stelle nicht als ultima ratio, sondern mehr als Empfehlung und Anregung für hunderte grandiose Stunden des virtuellen Glücks. Unser Ziel war es, jene Werke hervorzuheben, deren Produktionsqualitäten allen Zweifeln erhaben sind, eine Referenz in ihrem Genre stellen und das Medium technisch oder kreativ vorantreiben.

Foto: Hersteller

Portal 2 (PC, PS3, Xbox 360)

Es ist eine Story wie aus dem Sci-Fi-Ein-mal-eins: Aufgewacht aus dem künstlichen Tiefschlaf findet man sich als menschliche Laborratte in einem diabolischen Labyrinth wieder, das von einem rachsüchtigen Supercomputer kontrolliert wird. Verpackt in ein Paket aus grandios überliefertem schwarzem Humor und ein Artwork, das man sonst nur von Pixar-Filmen erwarten würde, wird eine dramatische Flucht aus Versuchskammern für den gut geschulten Intellekt inszeniert.

"Portal 2" beweist als eines von wenigen erlesenen Werken, dass es abseits des Mainstreams noch viele Perlen zu entdecken gibt. Gleichzeitig zeigen die Entwickler, dass Innovation nicht nur am Handy für 79 Cent aufgehen kann. Das ist ein waschechter Blockbuster, der umzingelt von Shooter-Zombies nicht mit Blei sondern Puzzeln zu begeistert weiß. Valve hat sich lange Zeit gelassen, aber das geschafft, was nur wenigen in dieser Generation gelungen ist: Die Spielewelt auf den Kopf zu stellen.

Zur Rezension: Portal 2: Meisterwerk fernab des Tellerrands

Foto: Hersteller

L.A. Noire (PC, PS3, Xbox 360)

Die Verschmelzung von Genres ist wohl der Zukunftstrend schlechthin. Will man eines Tages in einer Art virtueller Realität seine Zeit vertreiben können, gilt es allmählich Grenzen aufzuheben. Bestes Beispiel waren dafür stets Rockstars Gangster-Welten der "Grand Theft Auto"-Serie. Einen Schritt weiter versuchte dieses Jahr Team Bondi mit dem 1940er-Jahre-Thriller "L.A. Noire" zu gehen und den harten Alltag eines Detectives zu simulieren. Wegbereitend dafür war die Entwicklung einer Technologie, die es erlaubte die Gesichter und Mimik der hunderten realen Schauspieler zu digitalisieren und damit Verhöre in Filmqualität spielen zu können.

Homogen vernäht in die klassische Suche nach Beweismitteln und gefüttert mit dramatischen Verfolgungsjagden entstand mit der detailgetreuen Umsetzung des historischen LAs eine Spurensuche, die Erwachsene jeden Alters faszinieren kann. Ein gewiss nicht fehlerfreier Meilenstein für das Open-World-Genre, aber ein Meilenstein, der eingleisige Konzepte einmal mehr in Frage stellt.

Zur Rezension: L.A. Noire: Mörderischer Meilenstein

Foto: Hersteller

Batman: Arkham City (PC, PS3, Xbox 360)

Seit es Spielkonsolen gibt, wurden die Hoffnungen der Comic-Fans stets aufs Neue enttäuscht. Wer sich einmal selbst als Spider-Man, Hulk oder Superman probieren wollte war bislang meist besser damit beraten, sich in Strumpfhosen zu hüllen und ein Cape umzuwerfen. Praktisch aus dem Nichts heraus stemmte das bis 2009 unbekannte Studio Rocksteady "Batman: Arkham Asylum" aus dem Boden und bewies, dass Comic-Games mehr als nur hohle Cash-ins sein können. Eine Untertreibung, tatsächlich wurde bis dahin noch keine Genrevorlage derart authentisch umgesetzt. Mit "Batman: Arkham City" perfektionierte man das Konzept und legte den Maßstab erneut höher.

Es benötigt schon eine Meisterleistung, die Unterwelt Gothams vom Papier weg zum Leben zu erwecken, den einzigartig gezeichneten Protagonisten eine Seele einzuhauchen. Der Plot, die Dialoge, die Animationen allein wären Stoff genug, um vor den Fernseher zu bannen. Doch verschmolzen mit ebenso kreativer Entscheidungsfreiheit haben sich die Entwickler ein eigenes Podest nicht nur in den Herzen der Comic-Fans geschaffen. Bleibt zu hoffen, dass Batmans neu initiierter Antrieb für die Weiten Gotham Citys reicht.

Zur Rezension: Batman Arkham City: Ein Comic zum Leben erweckt

Foto: Hersteller

Uncharted 3: Drake's Deception (PS3)

In Zeiten, in denen Videospiele zunehmend breitere Zielgruppen ansprechen und den Weg in die Masse suchen, ergibt sich die Chance das Medium zur Erzählung echter Geschichten zu nutzen. Erzählungen, die über "Installateur rettet Prinzessin und Supersoldat rettet die Welt" hinausgehen und ein Erlebnis vermitteln, das mehr als Fingerreflexe auslöst. Naughty Dog hat sich mit der Abenteuerserie "Uncharted" hier ein eigenes Denkmal gesetzt und mit Schatzsucher Nathan Drake den vielleicht schillerndsten Videospiel-Charakter dieser Generation geschaffen.

Zudem gibt vielleicht nicht einmal eine Hand voll Spiele, die so sehr an den Bildschirm fesseln, dass man sie in einem Zug vom Anfang bis zum Ende genießen möchte. Das vorläufige Finale "Uncharted 3" hat die Messlatte für epische Inszenierungen erneut höher gesetzt und es dabei geschafft, Spiel und Erzählung noch dichter miteinander zu verstricken. Das sind Geschichten rund um Charaktere, die einem nahe gehen und noch lange in Erinnerung bleiben. Gewiss überrascht dies nicht mehr so sehr wie vor zwei Jahren und das Konzept zeigt klare Grenzen auf. Doch es ist ein Hoch auf die Ausdruckskraft des Mediums Videospiel und gibt einen Ausblick darauf, welchen Anspruch man als Spielkonsument künftig stellen wird können.

Zur Rezension: Uncharted 3: Wegweisendes Abenteuer-Epos

Foto: Hersteller

The Elder Scrolls V: Skyrim (PC, PS3, Xbox 360)

Neben Shootern haben sich Rollenspiele zu einem der stärksten Genres der vergangenen Jahre entwickelt. Dementsprechend ist die qualitative Dichte mittlerweile enorm hoch. Ein Fixpunkt in diesem rasant expandierenden Universum war stets das Studio Bethesda Softworks und dessen mittelalterlichen Epen der "The Elder Scrolls"-Reihe. Nun gibt es gewiss viele Kriterien, nach denen man die Leistung einer Rollenspielschöpfung bewerten könnte.

Doch beim jüngsten Kapitel "Skyrim" erübrigt es sich Atmosphäre, spielerische Freiheiten oder Geschichte für sich zu betrachten. Denn vielleicht besser denn je haben es die Schmiede der Drachenjäger geschafft, eine Fantasiewelt in ihrer gesamten Komplexität zu simulieren. Es ist eine Welt, in der einem zwar wenig auf dem Silberteller serviert wird, aber in der man sich jedes noch so große Abenteuer selbst verdienen kann. Wer sich auf diese Erfahrung einlässt, läuft Gefahr im Schatten der fliegenden Ungeheuer künftig mehr Zeit zu verbringen als in der Wirklichkeit.

Zum Testbericht: The Elder Scrolls V: Skyrim: "Der Grund, Rollenspiele zu lieben"

Foto: Hersteller

The Legend of Zelda: Skyward Sword (Wii)

2011 war über 11 Monate nicht zu verkennen, dass Nintendos in die Jahre gekommener Konsole Wii das Hit-Potenzial entronnen ist. Branchenstimmen wie Gametrailers-Chefredakteur Shane Satterfield nannten es gar das "schlechteste Jahr in der Geschichte" der japanischen Kultschmiede. Und mit Sicherheit trägt auch die angestaubte Technik der Wii dazu bei, dass die Augen der Spieler und Entwickler heute fast ausschließlich auf PC, PS3 und Xbox 360 gerichtet sind. Doch Nintendo wäre nicht Nintendo wenn man nicht zumindest einen "Überhit" vor Weihnachten abliefern würde.

"The Legend of Zelda: Skyward Sword" ist sogar mehr als der übliche Kassenschlager der Saison. In den Augen der Kritiker ist es sogar die "späte Referenz für Wii" und für viele das "beste Zelda bisher". Aber "Skyward Sword" ist in der Tat auch mehr als ein fast perfektes Zelda-Spiel, es ist zudem der absolute Glanzpunkt des viel gehypten Motion-Gamings. Während "Wii Sports", "Dance Central" für Kinect oder "Start the Party" für Move verdeutlicht haben, dass sich Motion-Controller hervorragend für Party und Fitness eigenen, hat Nintendo nun bewiesen, dass in diesen Technologien mehr als nur Casual-Futter steckt.

Zum Testbericht: The Legend of Zelda: Skyward Sword: Die späte Referenz für Wii

Soweit zu den WebStandard-Highlights. Welches war Ihr Lieblingsspiel 2011? Sagen Sie uns Ihre Meinung!