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Man fühlt sich an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" erinnert:

"Darf ich noch was für Sie tun?" fragt die Kellnerin. "Ja, zahlen bitte." "Ich komme gleich." Nach fünfzehn Minuten schaut sie das nächste Mal vorbei. "Darf ich noch was für Sie tun?" "Ja, zahlen bitte." "Ich komme gleich."

 

Foto: AP/Srakocic

Es wurde schon viel geschrieben über Christian Petz und sein Holy Moly am Badeschiff und wir lieben Petz, wenn er im Schiffsbauch den Kochlöffel schwingt. Doch wer ein viergängiges Haubenkoch-Menü um wohlfeile 39 Euro genießen will, muss dafür lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

"Darf ich Ihnen zuerst Wasser bringen?" fragt die Kellnerin, ehe wir uns die Getränkekarte durchgelesen haben. Wir sind einverstanden und erhalten kurze Zeit später Wasser in zwei kleinen Glasflaschen. Just in dem Augenblick als wir folgende Info am Tischset gelesen haben: Bei der Bestellung von einem Krug Leitungswasser fließt eine freiwillige Spende in ein Sozialprojekt. Schade, dass das nicht im Vorfeld kommuniziert wurde.

Das Tafeln im Holy Moly war von Beginn an mit einem hohen Lärmpegel verbunden, was mit der Akustik im Schiffsbauch zu tun hat. Dieser wird noch dadurch verstärkt, dass das Servicepersonal gezählte drei Mal Tabletts mit Flaschen, Geschirr und Gläsern fallen lässt.

Wir bestellen ein viergängiges Menü. Der "Besoffene Kapuziner", über den wir uns zuhause auf der Online-Speisekarte gefreut haben, ist auf der Restaurant-Karte nicht zu finden. "Die Sachen von der Webseite gibts manchmal nicht mehr", entschuldigt sich die Kellnerin. Macht nichts, wir nehmen die Schoko-Variation aus der Xocolat-Manufaktur.

Das Beef Tartar mit Avocado zergeht auf der Zunge, die Spicy Holy Moly-Fischsuppe ist wie immer eine runde Sache, die Erdäpfeltascherln, die Langusten-Ravioli, der gefüllte Ochsenschlepp sind bis ins Detail ein Genuss. Die Wartezeiten dazwischen betragen 20 bis 30 Minuten. Nicht so schlimm, wäre uns nicht die Kellnerin abhanden gekommen. Sie und ihre Kollegen würdigen uns keines Blickes mehr und reagieren auch auf wiederholtes Winken nicht. Vielleicht weil wir keine Weintrinker sind? Während die Bewirtung der Gäste, die an den angrenzenden Tischen das Süßweinmenü konsumieren, mit großem Aufgebot und viel Aufwand vor sich geht, bleiben wir bei zwei leeren Gläsern sitzen.

Als ein Kellner nah genug an uns vorbei rennt, bestellen wir endlich weitere Getränke und nochmals die Speisekarte. "Bringe ich gleich", meint der Kellner. Um in Folge einige Male an unserem Tisch vorbei zu laufen und anderen Gästen Wein einzuschenken. Auf nochmalige Anfrage heißt es: "Bringe ich gleich. Wollen Sie noch was bestellen?" Ein Déjà-vu? "Danke, wir warten auf die Getränke und aufs Dessert. Währenddessen wollen wir lesen, was wir gegessen haben."

Auf die Karte warten wir nochmals zehn Minuten. Auf das Dessert länger. 35 Minuten sind es insgesamt. Auf Nachfrage heißt es: "Wollen Sie eine kleine Pause zwischen den Gängen machen, oder soll ich das Dessert jetzt schon bringen?" Danke, die Pause ist längst keine kleine mehr. Dabei müssen die Nachspeisen nicht einmal frisch zubereitet werden, handelt es sich doch um Apfelstrudel und besagte Schoko-Variation. Als letztere endlich serviert wird, ist die Portion - welch Enttäuschung - nur noch halb so groß wie bislang.

"Darf ich noch was für Sie tun?" fragt unsere Kellnerin, die nun wieder aufgetaucht ist. "Ja, zahlen bitte." "Ich komme gleich." Nach fünfzehn Minuten schaut die Kellnerin wieder vorbei. "Darf ich noch was für Sie tun?" "Ja, zahlen bitte." "Ich komme gleich." Sind wir im falschen Film gelandet? Nach weiteren zwölf Minuten, in denen an anderen Tischen eifrig Wein und Wasser serviert wird, geraten wir dann doch noch einmal ins Blickfeld der Kellnerin. "Bitte, wir wollen zahlen!" "Sie wollen zahlen? ich komme gleich." Hm, wer's glaubt... Aber beim dritten Mal funktioniert's dann wirklich - nachdem man einen sehr, sehr langen Abend in einer Kombination von Déjà-vu und Zeitschleife gefangen war. (tin, derStandard.at)