Prämisse: Der Iran verletzt durch sein Uran-Anreicherungsprogramm Uno-Sicherheitsratsresolutionen, steht im durch starke Hinweise untermauerten Verdacht, an einem militärischen Atomwaffenprogramm zu arbeiten, und forciert seine Raketenentwicklung.

Die Aufregung über die selbst produzierten Brennstäbe für den Teheraner Forschungsreaktor TRR verwundert dennoch. Vor zwei Jahren kündigte Teheran an, auf zwanzig Prozent angereichertes Uran und daraus Brennstoff für den TRR produzieren zu wollen, den es aus dem Ausland nicht bekommt. Auf zwanzig Prozent reichert der Iran schon länger an, wie erwartet kam nun der zweite Schritt.

Wenn in manchen Medien nun von einem "angeblichen" Forschungsreaktor gesprochen ist, dann kommt das Kriegshetze nahe, und zwar Kriegshetze für technisch Ahnungslose. Es gibt keine "angeblichen Forschungsreaktoren", und Forschungsreaktoren sind auch nicht "gut" und alle anderen "böse". Auch der von Israel 1981 zerstörte irakische Reaktor war ein Forschungsreaktor - allerdings ein größerer, dessen technische Parameter zumindest für die Israelis die Frage aufwarf, ob er nicht für die Plutoniumproduktion geeignet sei. Der TRR hingegen ist ein Fünf-Megawatt- Leichtwasserreaktor, geliefert 1967 von den USA, und er wurde Anfang der 1990er von einem Brennstoff, der sich hoch angereicherten Urans bediente, auf einen 20-Prozent-Brennstoff umgestellt. Als Kriegsgrund ist er ungeeignet. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.1.2012)