Destruktiver Buddhismus
Kontra von Karl Fluch
Als Ersatz für Charlie Harper in der US-Sitcom "Mein cooler Onkel Charlie" wurde mit der Figur des Walden Schmidt ein konsensfähiges Lulu erdacht. Ein dicker Pimmel und ein dickes Konto schützen es nicht vor Wehleidigkeit und Naivität. All das zusammen gefällt den Damen.
Der H-&-M-Plakat-taugliche Ashton Kutcher ist aber kein mutiger Nachfolger für den von Charlie Sheen verkörperten Onkel Charlie, der bei einem, nun ja, Unglück vor einem Pariser Zug sein Ende fand.
Charlie Harper war ein moderner Höhlenbewohner: blöde Frisur, blöde Klamotten, blöder Spruch - ein kontroversieller Macho aus einer beschädigten Familie, der sich so privilegiert wie unverschämt durchs Leben und dessen Betten wurstelte.
Ein Schwein zwar, aber als solches ein stimmiger Charakter. Ihn durch eine Figur abzulösen, die sich wegen einer jämmerlichen High-School-Liebe das Leben nehmen wollte, ist Spucke auf sein Andenken. Klar erobert der Neue mit seiner Anatomie die Damenwelt und lernt schon in der ersten Folge zwei Frauen fürs Leben kennen. Ob Waldens Wesen an die destruktiv-buddhistische Größe eines Charlie Harper heranreicht, muss sich aber erst zeigen. (DER STANDARD, Printausgabe, 10.1.2012)
Ab Dienstag auf ProSieben, ab 14. Jänner auch im ORF.