Die Marxenkapelle in Rassach. Von hier aus soll eine Idee um die Welt gehen, so der Bürgermeister des Ortes.

Foto: parkandpray.org

Die Marxenkapelle im steirischen Rassach drohte zu verfallen. Doch der professionelle Sprecher Hans-Jörg Karrenbrock hatte die scheinbar zündende Idee: Durch den Slogan "Park+Pray" und die dazupassenden Schilder sollen ab Ende August Autofahrer und Biker dazu angehalten werden, an der Kapelle zu parken und zu beten - kein amerikanisches Projekt, wie der Name suggeriert, sondern etwas, das man so und so täglich machen kann. Durch freiwilliges Engagement wurde die Kapelle an der stark befahrenen B76 bis dato zumindest von außen aufgeputzt. Der Innenraum soll in den nächsten Monaten auf Hochglanz gebracht werden. Schließlich soll laut Karrenbrock, ausgehend von Rassach, ein "internationales Park+Pray-Netzwerk geschaffen werden". Die ungewöhnliche Initiative rief ein Medienecho hervor, das selbst den Initiator "überrascht".

Doch funktioniert das Projekt wirklich so gut, wie es auf den ersten Blick aussieht? "Die Initiative ist eine halbfertige Geschichte", gibt Karrenbrock, der unter anderem die Stimme von "Käpt'n Iglo" ist, offen zu. Für den anscheinend geringen Jahresbeitrag von 18 Euro können BesitzerInnen von Kapellen und Gebetsräumen die Druckvorlage für solch ein Schild erwerben. Karrenbrock habe sich das Ganze "aber ausgerechnet", und "es sollte sich mit dem Betrag ausgehen". Wie genau die 18 Euro ausgerechnet wurden, will der Initiator aber nicht verraten. Neben dem Mitgliedsbeitrag müssen sich die Mitglieder der Initiative allerdings auch verpflichten, ein Fürbittenbuch in ihrem Gebetsraum zu platzieren. Viermal im Jahr, zu fixen Terminen, müssen dann die Fürbitten aller Mitglieder weltweit gebetet werden.

Tägliche Änderungen der Homepage

Bei einem Besuch auf der Homepage des Projektes findet man gleich auf der Startseite mehrere Bilder von ausgeschilderten "Park+Pray"-Kapellen. Doch nur zwei der sechs gezeigten Fotos zeigen die Marxenkapelle, die bislang das einzige Gebäude der Initiative ist. Die anderen Kapellen stehen in Kärnten und wurden von Karrenbrock bereits in seinem Buch "Was ist katholisch" verwendet. Eben  dort wurden die Fotos entnommen und sollen "doch nur als Beispiele dienen". Begrüßte bisher Karrenbrock die Besucher der Webseite im Sakko und mit einem Kreuz am Revers, wurde das Bild am 10. Jänner durch ein legereres Foto ersetzt. 

Doch das ist nicht die einzige Änderung der Homepage an diesem Tag. Das "Headquarter" befand sich bis 9. Jänner 2012 laut Impressum noch in St. Nikolai, dem Wohnort des "Park+Pray"-Initiators. Seit 10. Jänner findet sich hier eine Adresse in Graz. "Ich fahre bald auf Urlaub und habe deshalb die Adresse von Freunden angegeben, damit sie die Anfragen per Post abarbeiten können", erklärt Karrenbrock den Wechsel. Tatsächlich wird die Grazer Adresse aber auf seiner privaten Homepage als seine Adresse angegeben.

Namenlose internationale Kontakte

Im Impressum finden sich auch die Kontaktdaten zu internationalen Partnern der Initiative. Obwohl die ausländischen Partner laut Karrenbrock erst "juristische Dinge", die er im Gespräch mit derStandard.at nicht näher spezifiziert, lösen müssen, stehen bereits vier Kontakte zur Verfügung: keine Namen, keine Telefonnummern, nur E-Mail-Adressen. Italienische Anfragen soll eine Mitarbeiterin der Europäischen Universität in Florenz beantworten. Für französische Anfragen sei Alain Boos in Genf zuständig. Boos ist ein ehemaliger Radiojournalist und arbeitete als Presseattaché an der französischen Botschaft in Wien.

So wird Boos' Lebenslauf auf karrenbrock.de beschrieben. In Spanien, genauer Palma de Mallorca, empfängt laut Karrenbrock ein "Sprecherkollege die spanischen E-Mails und leitet sie dann an mich weiter". Man sei aber auf der Suche nach weiteren ausländischen PartnerInnen. Vor allem in Osteuropa wolle man noch weitere Interessenten finden. Fest steht aber, dass alle Kontakte gute Freunde oder Bekannte des Initiators sind, der durch die "Park+Pray"-Aktion und verhältnismäßig wenig Aufwand in nahezu allen österreichischen Medien vorkommt.

Opposition in Rassach "skeptisch"

Auch Gernot Becwar, der Bürgermeister von Rassach, sagte zu heute.at, dass er von der Idee überzeugt sei. Er rechne pro Jahr mit über 1000 Besuchern. Die Idee werde seiner Meinung nach um die Welt gehen. Für die Kapelle im Ort werde aber kein Geld von der Gemeinde aufgewendet werden. Eine Haussammlung soll das nötige Geld für die Renovierung aufbringen. "Im Gemeindebudget ist die Kapelle noch nicht vorgesehen", sagt Gemeindekassier und Oppositionsführer Franz Hopfgartner zu derStandard.at.

Er selbst ist in das Projekt "Park+Pray" nicht involviert, das ganz alleine auf den Schultern des Bürgermeisters liege. Die Opposition im Gemeindeamt habe eine "differenzierte Haltung zu dem Projekt". Die wolle man aber "nicht an die große Glocke hängen". Dass viele der 14.000 Autos, die täglich durch Rassach fahren, an der Kapelle halten werden, glaubt er nicht. "Das sind fast ausschließlich Pendler auf der Durchfahrt", sagt der Gemeindekassier. Sicher ist er aber, dass das Projekt kommen wird, sonst würden "die Initiatoren einen Gesichtsverlust erleiden". Hopfgartner wünscht trotz Skepsis "viel Glück". (bbl, derStandard.at, 10.1.2012)