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Online-Chefredakteurin Arianna Huffington.

Foto: APA/epa/Langsdon

Die "Huffington Post", die 2005 in den USA gegründete Online-Plattform für Nachrichten und Kommentare, will in Europa expandieren. Nach dem Start in Frankreich (wo vor allem die Bestellung von Domique Strauss-Kahns Ehefrau Anne Sinclair als Chefredakteurin für Schlagzeilen sorgte) will Gründerin Arianna Huffington bereits im März in Spanien und im April in Italien starten, sagte sie zum STANDARD am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Qualitätszeitungen sind Partner, weil man "die jeweilige Kultur kennen" müsse: In Frankreich, wie berichtet, Le Monde, in Spanien El País und in Italien La Repubblica. "Deutschland ist eines unserer Ziele", sagt Huffington. Mit wem sie verhandle, will die Chefredakteurin nicht verraten. "Wir führen Gespräche."

"Hybridmodell"

Laut Branchendiensten könnte dies mit dem Burda-Verlag sein. Spiegel Online soll eine Zusammenarbeit abgelehnt haben, ebenso der Axel-Springer-Verlag mit der Begründung, man wolle keine fremden Inhalte transportieren. Genau das gehört aber zum Konzept der "HuffPo". Die Gründerin bezeichnet ihr Portal als "Hybridmodell": "Wir sind ein journalistisches Projekt, aber auch eine Plattform." Der erste Blogger, den sie gewinnen konnte, war der Historiker Arthur Schlesinger, erzählt Huffington. "Ich musste ihm erst einmal bei einem Mittagessen erklären, was ein Blog ist."

Die Huffington Post hat in den vergangenen zwei Jahren kräftig investiert: Die Zahl der Journalisten wurde auf 400 verdoppelt. 40 davon sind als Moderatoren beschäftigt. "Es gibt keinen Kommentar, der ungesehen einfach online geht", versichert Huffington und verweist auf 130 Millionen Postings seit dem Start.

Serie über US-Kriegsveteranen

"Die Menschen konsumieren Nachrichten anders. Sie wollen diese nicht nur lesen, sondern wollen Berichte teilen, sich austauschen." Als Beispiel nennt sie eine zwölfteilige Serie über US-Kriegsveteranen. Als der erste Teil online gegangen sei, habe es eine Flut an Videos und Blogs gegeben, in denen User ihre Erfahrungen mitteilen wollten. "Es geht darum, Teil der Debatte zu sein." Der Anteil der Politikinhalte mache nur noch zwanzig Prozent aus.

Die redaktionelle Unabhängigkeit sieht Huffington auch nach dem Kauf des Portals durch den Konzern AOL im Februar 2011 als gesichert an. Zur Frage der Bezahlung will sie nichts sagen. Rund 9000 Blogger hatten nach dem bekannt gewordenen Kaufpreis von 238 Millionen Euro geklagt, weil sie jahrelang unbezahlt die Seiten füllten. (Alexandra Föderl-Schmid aus Davos/DER STANDARD; Printausgabe, 30.1.2012)