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Der oststeirische Schokoladenproduzent Josef Zotter in seinem "Essbaren Tiergarten" in Riegersburg.

Foto: APA/BIGSHOT/Christian Jungwirth

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"Die Tiere haben beim Transport und im Schlachthof einen Stress, der nicht zu fassen ist. Das ist eine Frage der Moral und des Mitleids - und auch die Qualität des Fleisches leidet darunter", so Zotter.

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Graz - Der steirische Chocolatier Josef Zotter hat im Vorjahr neben seiner Schokolademanufaktur einen "Essbaren Tiergarten" eröffnet - ein 27 Hektar großes Areal mit artgerecht gehaltenen Tieren, die zum Bewusstsein über die Herkunft des täglichen Stück Fleisches am Teller beitragen sollen.

Künftig sollen die Tiere, die auch von den Besuchern verkostet werden können, auch an Ort und Stelle geschlachtet werden, schilderte Zotter am Dienstagabend bei einer Diskussion an der Uni Graz.

Dem Essen in die Augen schauen

"Mit dem 'Essbaren Tiergarten' wollte ich unseren Besuchern die Möglichkeit geben, bewusst über Lebensmittel und artgerechte Tierhaltung nachzudenken und vor allem dem Essen wieder in die Augen zu schauen. Das Fleisch im Regal weckt ja keine Emotionen mehr", so Zotter.

Rinder, Schweine, Hühner, Gänse und Enten, Esel, Ziegen u. a. leben auf dem Areal neben der Schokomanufaktur in Bergl in der Oststeiermark. Im Anschluss an den Tiergartenbesuch können die Produkte von Schwein, Rind und Huhn im Restaurant verzehrt oder für ein Picknick erworben werden. Rund 212.000 Besucher hat die Schokolademanufaktur im Vorjahr angezogen: "80 bis 90 Prozent waren auch im Tiergarten", so Zotter.

"Eine Frage der Moral und des Mitleids"

"Die Tiere haben beim Transport und im Schlachthof einen Stress, der nicht zu fassen ist. Das ist eine Frage der Moral und des Mitleids - und auch die Qualität des Fleisches leidet darunter", sagte Zotter. Er will daher künftig in einer "Endbox" auf der Weide, jedoch nicht öffentlich, schlachten. "Wenn wir schon Fleisch essen, dann müssen wir auch schauen, dass es den Tieren gut geht. Bis zur letzten Stunde." Im Herbst soll es so weit sein.

"Vielerorts gibt es ja die Mär - auch unter den Bauern -, dass das Schlachten auf der Weide und nicht im Schlachthof gar nicht mehr möglich ist. Das stimmt nicht - es müssen allerdings behördliche Auflagen eingehalten werden", betonte Zotter. 

"Für mich so wichtig wie für andere ein dickes Auto"

Er wünscht sich, dass sein Beispiel auch von den Viehbauern des Landes wahrgenommen wird. "Wenn sich mehrere Bauern nach dem Vorbild des Maschinenringes zusammenschließen, dann ginge das auch für die Schlachtung an Ort und Stelle. Nur trauen müssen sie sich." Allerdings, so Zotter: "Den meisten hat man durch die jahrelangen Förderungen immer mehr das Verantwortungsgefühl für ihre Tiere und ihr eigenes Tun genommen. Sie denken nur noch in Förderdimensionen."

Zotter rechnet mit Kosten "zwischen 80.000 und 140.000 Euro" für sein Projekt. Förderungen nehme er dafür nicht in Anspruch: "Das ist für mich einfach so wichtig wie für andere ein dickes Auto." (APA)