Rob Flaherty

Foto: Ketchum

STANDARD: Jede Firma, die etwas auf sich hält, teilt sich heute ihren Kunden über Social Media mit: Gute Zeiten für die PR-Branche?

Flaherty: Stimmt, es geht uns wirklich sehr gut. Wir haben Zuwächse im zweistelligen Bereich und sind sehr stolz darauf. Hauptursache für den Erfolg ist tatsächlich dieses riesige Feld Social Media.

STANDARD: Gleichzeitig findet eine Entkoppelung zwischen PR und Medium statt. Wie verändert Twitter-PR Inhalte von Aussendungen?

Flaherty: In der Auswahl der PR-Botschaften ist dabei immer weniger das Medium der "Gatekeeper", sondern der Konsument. Unsere Aufgabe ist heute mehr denn je, Inhalte zu entwickeln, die den Konsumenten direkt ansprechen. Das bedeutet einerseits, dass die Kosten für den Vertrieb an die null gehen, jene für Inhalte steigen hingegen dramatisch.

STANDARD: Die große Herausforderung ist vermutlich Unterscheidbarkeit. Was rät Ketchum seinen Kunden?

Flaherty: Allzu oft unterscheiden sich Firmen in ihrem öffentlichen Auftritt nicht sehr. Wir setzen bei unserer PR-Strategie auf den "Durchbruch" und darauf, diesen zu messen und darstellen zu können. Ketchum forscht über ein globales Netzwerk. Wir erheben ganz genau, was passiert, wenn Menschen ihr Verhalten, ihre Einstellungen verändern. Social Media erleichtert übrigens auch das. Wir können leichter herausfinden, wie Kommunikation abläuft.

STANDARD: Gleichzeitig dürfte der Druck nach Originalität steigen?

Flaherty: Es gibt ein hohes Level an Kreativität, aber wir müssen dieses Niveau nicht nur halten, sondern sogar steigern. Nicht nur die Konkurrenz ist kreativer als früher, Konsumenten sind es ebenso.

STANDARD: In Österreich beklagen Medienethiker Vermischung zwischen PR-Inhalten und Journalismus. Wie ist das aus Ihrer Sicht?

Flaherty: Ich denke nicht, dass Österreich damit allein dasteht. Transparenz in der Quellenangabe ist unglaublich wichtig. Alle Beteiligten profitieren davon. Glaubwürdigkeit entsteht letztlich aus der Kombination von Neigung und Transparenz.

STANDARD: Stichwort Transparenz: Die fehle der EU, wirft der Österreicher gern vor und ist anhaltend skeptisch. Was sagt der Experte?

Flaherty: Wie vorhin erwähnt, würde ich diese Skepsis gründlich erforschen. Ich sehe das Problem, denn Österreich geht es besser als sehr vielen anderen in Europa. Es ist eigentlich unglaublich. Österreich hat 4,5 Prozent Arbeitslosigkeit, und die Wirtschaft wächst. Ich kenne viele, die Österreich darum beneiden.

STANDARD: Und was bevorzugen Sie: Twitter oder Facebook?

Flaherty: Ich mag beides, da habe ich keine Präferenzen. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2012)