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Trixi Schuba 1972. Pflichtbewusst, wie sie ist, legt sie die Basis zum Olympia-Gold. Wenig später lässt sie ihren zweiten WM-Titel folgen. Es sind dies die letzten großen Erfolge Österreichs auf der Weltbühne des Eiskunstlaufs.

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Trixi Schuba 2012: "Lieber Gold als ausgeschlossen."

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Linz/Wien - Die Geschichte wiederholt sich nur allzu oft. Und also ist Trixi Schuba am Freitag nach Linz gefahren, wo sie gefeiert hat und gefeiert wurde. Nicht ganz so intensiv und ausgelassen wie vor vierzig Jahren, aber immerhin. Dabei ist Schuba eine waschechte Wienerin. Doch 2012 wie 1972 hat es die Bundeshauptstadt nicht geschafft, die Olympiasiegerin gebührend zu würdigen, und wie damals ist Linz in die Bresche gesprungen. Das Wiener Versäumnis ist aktuell nicht so schlimm wie seinerzeit. Damals fuhr Trixi mit ihrer Frau Mama und ihrem Herrn Trainer in einem ÖBB-Sonderwagon nach Linz und im offenen Auto durch Linz, sie winkte den Oberösterreichern, und die Oberösterreicher winkten zurück, es gab ein Schaulaufen, es wurde ordentlich getafelt.

Am Dienstag ist es exakt vierzig Jahre her, dass Schuba in Sapporo die Goldmedaille gewann. Dieser Sieg war einerseits zu erwarten gewesen, reiste Schuba doch als regierende Weltmeisterin an. Selbstverständlich war er andererseits nicht, schließlich stand damals in Japan die Abreise des gesamten ÖOC-Teams im Raum, nachdem der Skifahrer Karl Schranz wegen Verstößen gegen das Werbeverbot disqualifiziert und heimgeschickt worden war. "Das hätte ich bei Gott nicht verstanden, wenn wir alle heimgeflogen wären", sagt Schuba heute, "obwohl es für den Karl natürlich ein Drama war."

Die Skifahrer blieben damals ohne Titel, Annemarie Pröll musste zweimal der Schweizerin Marie-Theres Nadig den Vortritt lassen, so war es Schuba, die Österreichs einzige Goldene heimbringen konnte. Und doch stand sie im Schatten eines Skifahrers, im Schranz-Schatten, und der hätte länger nicht sein können, wenn Schranz teilgenommen und abgeräumt hätte. Ihm jubelten die Wiener zu, 100.000 standen auf dem Heldenplatz. Der ORF (Gerd Bacher) hatte den Empfang organisiert, Bruno Kreisky ließ sich einspannen oder spannte sich ein, Schranz winkte vom Bundeskanzleramtsbalkon.

Es war der achte Februar, Schuba war längst nicht daheim, ein OÖN -Journalist hatte beim Rückflug die Idee vom Empfang in Linz. Allgemein macht es sie "traurig, dass die Skifahrer so im Vordergrund stehen, damals wie heute". Sie habe "lieber eine Goldene", als ausgeschlossen zu werden. Den Schranz-Empfang hat sie auf Video gesehen und "eine Ganslhaut gekriegt, weil ich gemerkt hab, wie Medien das Volk beeinflussen können, positiv oder negativ".

In Sapporo hatte sie wie so oft in der Pflicht die Basis gelegt, einen uneinholbaren Vorsprung herausgeholt. Dass die Kunstlaufregeln bald grundlegend überarbeitet wurden, die Kür wichtiger wurde, heißt in Fachkreisen die "Lex Schuba". Trixi selbst war nicht mehr betroffen, bald nach Sapporo holte sie 1972 in Calgary noch einen zweiten WM-Titel, dann wurde sie Profi (Revue, Ice Follies, Holiday on Ice). Später ging sie zur Wiener Städtischen, für die sie heute noch arbeitet.

Einige Jahre lang war sie Präsidentin des Kunstlaufverbands, heute ist sie Vizepräsidentin eines Grazer Vereins und damit basta. Die Querelen auf Funktionärsebene mag sich die 60-Jährige nicht mehr antun. Das Eis meidet sie mit einer jährlichen Ausnahme, wenn sie in Graz eine Gala moderiert. Und um den Heldenplatz macht sie lieber einen Bogen. (DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 7. Februar 2012)