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Seit 2006 wurde gegen Jan Ullrich wegen Dopings ermittelt. Jetzt folgte die Verurteilung durch den Sportgerichtshof.

Foto: EPA/BERND THISSEN

Lausanne/München - Nur ein paar Stunden vor dem Urteilsspruch des Internationalen Sportgerichtshofes Cas zeigte sich Jan Ullrich noch hoffnungsfroh und selbstsicher. "Das ist ein Glückstag für mich", sagte der Olympiasieger des Straßenrennens von 2000 in Sydney. "Ich warte seit fast sechs Jahren auf eine Entscheidung, ich habe viel leiden müssen bis hin zum Burnout. Ich will die ganze Etappe abschließen."

Am Donnerstag konnte Ullrich abschließen, der 38-jährige Deutsche wurde vom Cas des Blutdopings für schuldig befunden. Wegen seiner Verwicklung in die Affäre um den mutmaßlichen spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes wurde der bisher einzige deutsche Gewinner der Tour de France (1997) zu einer zweijährigen Sperre - rückwirkend vom 22. August 2011 - verurteilt. Das Sportgericht annullierte zudem sämtliche Ergebnisse des Radprofis seit dem 1. Mai 2005 bis zu seinem Karriereende im Februar 2007. Darunter fällt der dritte Platz bei der Tour de France 2005 sowie Gesamtsiege bei der Deutschland-Tour 2005 und der Tour de Suisse 2006.

"Es ist bedauerlich, dass Jan Ullrich nicht vorher die Chance ergriffen hat, um von sich aus Klarheit zu schaffen", sagte Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. "Wir hoffen auch in seinem eigenen Interesse, dass er zumindest jetzt einsichtig ist und sich entsprechend erklärt. Dieses Urteil hat gerade im Zusammenhang mit der Contador-Entscheidung abschreckende Signalwirkung." Der 29-jährige Spanier Alberto Contador wurde am Dienstag wegen Clenbuterol-Dopings ebenfalls für zwei Jahre gesperrt, er ist seinen Tour-Sieg 2009 und seinen Erfolg beim Giro 2010 los.

Der Cas sah es als erwiesen an, dass Ullrich ab 1. Mai 2005 in das Dopingnetzwerk von Fuentes integriert war. Besuche von Ullrich bei Fuentes, Zahlungen von 80.000 Euro an den Arzt und DNA-Spuren in bei Fuentes gefundenen Blutbeuteln haben zum Urteil geführt. Ullrich habe "zur Überraschung" des Cas weder die "Richtigkeit der Beweise" noch "sonstige wesentliche Aspekte des Falls infrage gestellt.

Schon 2002 hatte Ullrich eine sechsmonatige Dopingsperre wegen Amphetamin ausgefasst. Dem Antrag des Radsportweltverbandes UCI, Ullrich als Wiederholungstäter lebenslang vom Radsport auszusperren, wurde aber vom Cas nicht stattgegeben. Der Schiedsspruch des Sportgerichts wurde in den letzten Monaten dreimal hinausgeschoben.

"Ich lache mich kaputt"

Höhnisch analysierte der Deutsche Doping-Experte Werner Franke das Urteil. "Ich lache mich kaputt über die Cas-Richter und den Sport, der sich mit Dopingsündern verbündet. Das Urteil war seit Jahren überfällig und ist viel zu weich für all das Zeug. Jan Ullrich ist über zwanzigmal alleine zum Blutdoping zu Fuentes gefahren." Der 71-Jährige kritisierte vor allem das Verhalten Ullrichs, der sportlichen Betrug bis zuletzt kategorisch abgestritten hatte. "Wegen der ungeheuerlichen Lügen dieses Herrn Ullrich habe ich viereinhalb Jahre prozessiert. Ich hätte mir zumindest eine Entschuldigung erwartet."

Die Verwicklung Ullrichs in die als Operacion Puerto berüchtigt gewordene Affäre um Fuentes war am 30. Juni 2006, nur einen Tag vor dem Start der Tour de France, aufgedeckt worden. Ullrich wurde daraufhin von seinem deutschen Team T-Mobile suspendiert. Neben seinem Sieg 1997 wurde Ullrich bei der Tour de France insgesamt fünfmal Zweiter in der Gesamtwertung und gewann sieben Etappen. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 10. Februar 2012, krud, sid)