Zum Stopp aufgefordert: Handball mit bet-at-home.com

Foto: Werberat/derStandard.at

"Lassen Sie nicht jeden an Ihre Karosserie!": Dieses Sujet wurde vom Werberat ebenfalls zum Stopp aufgefordert.

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Die Brutalität zwischen Christkind und Weihnachtsmann erhitzte kurz vor Weihnachten die Gemüter: Der tele.ring-Spot sorgte 2011 für die meisten Beschwerden beim Österreichischen Werberat, 78 davon gingen bei dem Verein ein. Der Werberat und tele.ring einigten sich wie berichtet darauf, dass künftig nur mehr gewaltfrei geworben werde.

Auf Platz zwei der Beschwerdestatistik findet sich Pro Juventute, 24 Beschwerden betrafen TV- und Radiospots dieses Verein. In diesem Fall war der Werberat aber nicht zuständig, es handelt sich um eine Non-Profit Organisation und die rund 160 Werberäte sind nur für kommerzielle Werbung zuständig. Für viele Beschwerden sorgte auch der TV-Spot "Online-Booking" von "Checkfelix" (neun Beschwerden), "Kinder" für "Mömax" (acht Beschwerden) oder "Florian" für Ikea mit sechs Beschwerden.

Zehn Aufforderungen zum Stopp

Generell gingen beim Werberat im vergangenen Jahr 278 Beschwerden ein, zu 139 Fällen wurde dazu vom Werberat eine Entscheidunggetroffen. Zehnmal wurde zum sofortigen Stopp aufgefordert. Alle Stopps betrafen den Beschwerdegrund "geschlechterdiskriminierende Werbung". Darunter finden sich zum Beispiel Sujets für Bet-at-home.com ("Lieben sie Handball?" und "Ballspiele"), Onlinewerbung für "Deins & Meins", ein Plakat für Schider Schilder Werbung für das die Firma Kriegner ("Lassen Sie nicht jeden an Ihre Karosserie!) oder "Red Hot Prices and Crew" von Ryan Air.

Seit Herbst 2011 wird der "Anti-Sexismus-Beirat" in die Beschwerdeverfahren des Werberates eingebunden, das Gremium besteht mit Elisabeth Holzleithner und Nikolaus Benke aus zwei vom Bundesministerium für Frauen und öffentlichen Dienst entsandten Fachexperten auf dem Gebiet Gender.

29 Appelle für sensiberes Vorgehen

In 29 Fällen appellierte der Werberat an die Unternehmen, in Zukunft sensibler vorzugehen. Das betraf etwa einen TV-Spot für die Resplatzbörse, in dem ein Kind als Hund ausgegeben wurde um billiger zu urlauben oder auch ein A1-Plakat mit einem telefonierendem Radfahrer. Auch den Verantwortlichen für den TV-Spot "Chemie ist in" wurde geraten, in Zukunft sensibler vorzugehen.

"Selbstregulierung funktioniert"

"Selbstregulierung funktioniert", sagt Werberatspräsident Michael Straberger. Die Werbewirtschaft setze verstärkt auf ihre Eigenverantwortung. So hätten sich zum Beispiel vier Unternehmen bereit erklärt, bereits vor Einleitung eines formellen Verfahrens die beanstandeten Werbemaßnahmen sofort zurückzuziehen oder zu ändern. Die Top drei der Beschwerdegründe waren 2011 "Geschlechterdiskriminierende Werbung" gefolgt von "Ethik und Moral" und "Gewalt" auf Platz drei. Die meisten Beschwerden wurden wegen TV-Spots eingereicht, gefolgt von Plakatwerbung und Printanzeigen.

Schwerpunkte für 2012

2012 stehen die die internationale und nationale Vernetzung durch verstärkte österreichische Präsenz in internationalen Gremien und Arbeitsgruppen im Zentrum. Außerdem soll die Medienarbeit intensiviert werden. Dreimal wurde 2011 das Pre-Copy-Advice-Angebot des Werberates genutzt, hier will man Vorgehensweise standardisieren und so eine rasche Abwicklung garantieren. Ebenfalls auf der Agenda für 2012: Die Etablierung eines neuen Gremiums für den Ethikrat und ein "ÖWR-Siegel" für Unternehmen, die den Selbstbeschränkungskodex der Werbewirtschaft anerkannt haben nicht und dagegen verstoßen. (ae, derStandard.at, 14.2.2012)