Dieser Tage bei Kunden eingelangt: ein Schreiben der A1 Telekom Austria AG betreffs Wir erhöhen Preise und ändern unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Die Firma fackelt nicht lange herum. Gerade heraus: mit 1. April 2012 erhöhen wir einzelne Preise. Änderungen wird es auch bei den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geben. Die Preiserhöhung ist eine unerfreuliche Botschaft. Das verstehen wir. Es ist uns wichtig, Ihnen die Hintergründe dieser Erhöhung zu erklären. Gezeichnet: Freundliche Grüße, Ihr A1 Team.

Für Kunden, die das nicht ohne Antwort hinnehmen wollen, hier ein moderater Textvorschlag.

Sehr geehrtes A1-Team, zunächst ist es mir ein Herzensbedürfnis, Sie zu Ihrem genialen Timing zu beglückwünschen. Wie Sie die Notwendigkeit einer Preiserhöhung mit der laufenden Darstellung Ihrer Leistungen im Untersuchungsausschuss des Parlaments abzustimmen wissen, bewirkt in Ihren Kunden eine spirituelle Erleuchtung, die Geschäftspolitik Ihres Hauses betreffend, wie sie ein Lobbyist in Hochform, mit Vertretern sämtlicher Parteien auf seiner Payroll, nicht besser hingekriegt hätte. Neben den dort bisher dargestellten Kosten nehmen sich die in Ihrem Schreiben angeführten Begründungen - Inflation und Investitionen "in das A1 Netz für die Zukunft" - geradezu fadenscheinig aus.

Die Versorgung hiesiger Haushalte mit "modernster Glasfasertechnologie" mag ein edles Anliegen sein. Was ist das aber gegen die Versorgung heimischer Parteien mit den Mitteln, die es braucht, um jene Kommunikation zu gewährleisten, die unser Gemeinwesen nun einmal vernetzt. In einer Zeit, in der schon Teppichhändler um Almosen für Parteien flehen, kann ein Unternehmen wie das Ihre nicht beiseite stehen, wenn es gilt, der indirekten Demokratie Stütze und Krücke zu sein, wie das so treffend in dem Ausspruch eines Experten kulminiert: "Machts Wahlkampf und schickts die Rechnung an die Telekom."

Dass eine Politikerin, deren Wahlkampf daraus finanziert wurde, nun Sponsorweglegung betreibt, ist schnöder Undank, aber nicht Ihnen anzulasten. Sie haben Ihre Pflicht getan, und mehr als das. In einer Zeit, in der Rentner im Stich gelassen werden, haben Sie einem Korridorpensionisten den Korridor aus diesem too smallen country eröffnet. Wo die Nachwelt einer Mimin Kränze flechten sollte, haben Sie ohne Ansehung der väterlichen Person mitgeflochten. Wer einer Partei 720.000 Euro zukommen lässt, von der Gegenleistung ebenso wenig zu erwarten war wie Leistung, leistet damit der Demokratie einen Universaldienst. Und dass eine andere Partei die 100.000 Euro, die Sie ihr zusagten, jetzt im Dickicht ihrer Strukturen nicht finden kann, muss nicht heißen, das Geld sei für immer hinausgeworfen.

In diesem Sinne ist Ihre Ankündigung einer Preiserhöhung keine unerfreuliche Botschaft, sondern geradezu ein Evangelium. Kein Wort über die Hintergründe! Mögen die Fasern in Ihren Leitungen gläsern sein - die Fasern Ihres weit geöffneten Herzens sind geschmeidig wie das Rückgrat eines Lobbyisten. Gerade heraus: Dafür zahlt man gern.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr dankbarer Kunde

(DER STANDARD, Printausgabe, 17.2.2012)