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Ähnliche Interessen auf Facebook sind kein Garant für ein gutes Gespräch.

90 Tage bis 48 Stunden vor Abflug steht das KLM-Service "Meet & Seat" Reisenden zur Verfügung.

Foto: KLM

Seit einiger Zeit versucht sich mit Social Seating ein neuer Trend in luftiger Höhe zu etablieren. Fluglinien wie die niederländische KLM bieten Kunden beim Buchen an, persönliche Daten ihres Facebook- oder LinkedIn-Profils hochzuladen. Gleichzeitig haben sie Zugang zum entsprechenden Datenpool, um sich daraus einen geeigneten Sitznachbarn herauszufischen - der WebStandard berichtete. Doch welche Nachteile bringt ein solches Service mit?

Ablehnung nicht möglich

Der KLM-Dienst "Meet & Seat" ist nur für Reisende mit bestätigten Reservierungen verfügbar, die zudem bereit sind, ihre Profile auf Online-Netzwerken mit der Buchung zu verknüpfen. Sie können dabei wählen, welche Informationen über sie sichtbar werden. Wird man selbst als Sitznachbar gewählt, erhält man eine Nachricht mit Profilinformationen der Person. Obwohl es nicht möglich ist, jemandem diesen Wunsch auszuschlagen, kann man bis zwei Tage vor dem Flug einen anderen Sitzplatz wählen.

Planely.com

Bereits seit Ende 2010 bietet die dänische Plattform Planely.com eine Art "Kontaktbörse" an, die Menschen im selben Flugzeug vorab miteinander verbindet. Die Anmeldung funktioniert direkt über die Homepage und über den Facebook-Account.

Kritik

So positiv und interessant es klingen mag, neue Bekanntschaften zu machen: Nicht jeder zeigt sich enthusiastisch. Etwa die Betreiberin einer Website für Eltern, die mit Kindern reisen, findet den neuen Trend verwirrend. Ihr zufolge sei das Ziel, möglichst unbeschadet den Flug hinter sich zu bringen. Damit steht sie wohl nicht alleine da. Bei einem Langstreckenflug mit mehreren Kleinkindern sei man weniger daran interessiert, Leute kennenzulernen oder mit anderen Müttern Erfahrungen auszutauschen. 

Zielgruppe

Durch "Social Seating" würden eher Geschäftsreisende und Backpacker angesprochen, schätzen Analysten den Trend ein. Allerdings birgt er auch unerwartete Fallen. Man stelle sich nur einen Start-up-Gründer vor, der sich neben einen Investor platziert und gar nicht mehr zu reden aufhört.

Alle Flüge bis Frühjahr

Von KLM wird das Programm, das derzeit nur für Flüge zwischen Amsterdam und New York und zwischen San Francisco und São Paulo verfügbar ist, noch nicht aktiv beworben. Erst 200 Passagiere nahmen bisher daran teil. Das Flugunternehmen plant, bis Frühling 2012 den Dienst für alle Interkontinental-Flüge anzubieten. Anschließend wolle man Erfahrungsberichte und Feedback an jene Partner weiterleiten, die das Social Seating ebenfalls nutzen möchten.

Lebensbereiche der Kunden

Beobachter der Reisebranche sehen in KLMs Vorgehensweise einen Versuch, in andere Lebensbereiche ihrer Kunden vorzudringen. Man wolle mehr sein als nur ein "fliegendes Stück Metall", so Analyst Henry H. Harteveldt gegenüber der NYT.

Anderer Trend

Einen entgegengesetzten Weg schlagen Luftlinien wie Air New Zealand und AirAsia X ein. Sie lassen gegen eine Gebühr von sechs bis 60 US-Dollar den Sitzplatz neben Passagieren leer. Falls das Flugzeug voll ist, wird der Betrag rückerstattet. Auch in Österreich scheint noch keine Social-Seating-Offensive in Sicht. Man habe die Erfahrung gemacht, so AUA-Sprecher Michael Braun, dass "die Kunden im Zweifelsfall lieber ihre Ruhe haben wollen". (ez, derStandard.at, 24.2.2012)