Bild nicht mehr verfügbar.

Hinter den Mauern des Klosters könnte es bald noch ruhiger werden: Das Stift Kremsmünster schließt sein Internat, die Betreuung, heißt es, sei nicht mehr finanzierbar.

Foto: APA/Rubra

Kremsmünster - "Das hat nichts mit den Missbrauchsfällen zu tun", ist man im Stift Kremsmünster bemüht zu betonen. Eltern und Kinder seien mobiler, Internate nicht mehr wirklich zeitgemäß, das Konvikt - also die Fulltime-Betreuung für Burschen im Kloster - ohnehin das letzte seiner Art in Oberösterreich. Nun läuft auch in Kremsmünster der Internatsbetrieb aus.

Zwölf Zöglinge werden dort derzeit noch betreut, großteils Kinder, deren Väter schon Internatsschüler waren. "Viele Altmünsteraner fühlen sich sehr mit der Schule verbunden, darum haben wir überhaupt noch das Internat", sagt Pater Bernhard Eckerstorfer, der Sprecher des Stiftes. Aber nicht nur die Internatsschüler würden weniger, auch die Patres im Kloster - und mit Pädagogen sei die Betreuung kaum zu finanzieren.

Je nach Wunsch der Eltern können die derzeit im Internat untergebrachten Kinder ihre Schulzeit dort noch beenden, die jüngsten besuchen die dritte Klasse des Gymnasiums. Eine reguläre Tagesbetreuung werde es in der Schule jedenfalls weiterhin geben, sagte Direktor Wolfgang Leberbauer am Dienstag.

Offensiver Umgang

Vor etwa zwei Jahren waren gegen mehrere Patres Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe aufgetaucht, die in die 1980er- und 1990er-Jahre zurückreichen. Das Stift ging mit dem Thema stets recht offensiv um, fünf Geistliche wurden suspendiert. Insgesamt gab es gegen drei Patres den Vorwurf sexuellen Missbrauchs, drei "weltlichen" Lehrern und fünf weiteren Benediktinern wurde seelische und körperliche Gewalt vorgeworfen. Pater Ambros Ebhart entschuldigte sich bei den Opfern, auf der Homepage des Klosters wurde sogar eine Entschuldigung eines Bruders veröffentlicht: "Ich war leider oft gedankenlos, oft launenhaft und allzu oft unbeherrscht. Dafür möchte ich mich entschuldigen."

45 Opfer meldeten sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe bei einer Kommission der Diözese, das Stift zahlte ihnen Entschädigungen. Die Staatsanwaltschaft eröffnete elf Verfahren, bis auf eines wurden aber alle wieder eingestellt, da die Vorwürfe strafrechtlich nicht relevant oder verjährt waren. In einem Fall steht noch ein Gutachten eines Sachverständigen aus; wenn dieses vorliegt, wird die Staatsanwaltschaft Steyr entscheiden, ob Anklage erhoben wird.

Besonders viel Aufmerksamkeit erregte im Frühjahr 2011 eine Aufführung von Felix Mitterers "Die Beichte" im Theatersaal des Klosters. Abt Ebhard betonte, man wolle sich mit der Aufführung des Stückes, in dem es um einen missbrauchten Internatszögling geht, "auch in der Öffentlichkeit der Thematik des sexuellen Missbrauchs stellen". (APA, hei, DER STANDARD, Printausgabe, 29.2.2012)