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Ein ausgewachsener T. Rex konnte mit einer Kraft von bis zu 57.000 Newton (oder 5,7 Tonnen) pro Backenzahn zulangen.

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Der Riesenhai Carcharocles megalodon dürfte mit 10,8 bis 18,2 Tonnen den kräftigsten Biss aller Zeiten gehabt haben.

Foto: The Jesse Earl Hyde Collection, Case Western Reserve University (CWRU) Department of Geological Sciences

London/Wien - Obwohl die gefundenen Knochen kaum einen Zweifel lassen, gibt es unter Forschern doch verschiedene Ansichten über die Kiefermechanik von Tyrannosaurus rex. Einige wenige Paläontologen gehen sogar davon aus, dass die mächtig wirkenden Zahnreihen allenfalls dazu gedient haben, tierisches Aas zu zerkleinern.

Nun haben zwei britische Wissenschafter die Beißkraft des furchterregenden Räubers detaillierten biomechanischen Untersuchungen unterzogen - und konnten die bisherigen Schätzungen um einiges nach oben korrigieren. Bislang ging man davon aus, dass er mit einer Kraft von 3,1 Tonnen zuschlug. Zum Vergleich: Ein großer afrikanischer Löwe kann umgerechnet etwa 560 Kilogramm Beißkraft vorweisen, während Menschen höchstens mit 80 Kilogramm zubeißen.

Doch mit ihrem neuen computergestützten Modellanalysen, in die anatomische und biomechanische Daten des Schädels, des Kiefers und des Muskelgewebes einflossen, kommen Karl Bates und Peter Falkingham für T. rex auf noch beeindruckendere Werte: Die maximale Beißkraft pro Backenzahn liegt nach ihren Berechnungen in den "Biology Letters" der Royal Society bei 35.000 bis 57.000 Newton. Das entspricht einem Gewicht von 5,7 Tonnen. Die beiden Biomechaniker gaben sich mit diesem Ergebnis aber nicht zufrieden und gingen auch noch der Frage nach, wie sich die Beißkraft der Tiere im Laufe ihrer Entwicklung veränderte. Dabei zeigte sich, dass ein T. rex in jungen Jahren nur erstaunlich schwache Kieferkräfte entwickelte und nicht einmal heutigen Löwen das Wasser reichen konnte.

Die enorme Kraft eines erwachsenen T. rex erklärt sich indes nicht nur mit seiner Größe, so Bates und Falkingham: Würde man einen heutigen Alligator auf die Dimensionen eines T. rex vergrößern, dann wären dessen Kieferkräfte um einiges geringer als die des gefährlichsten Fleischfressers, der je auf Erden jagte.

Den allerkräftigsten Biss aller Zeiten und Tiere hatte freilich ein Meeresbewohner und Urahn des Weißen Hais: Carcharocles megalodon, der bis zu 16 Meter lang und 100 Tonnen schwer wurde, packte seine Beute mit einer Kraft, die 10,8 bis 18,2 Tonnen entspricht. Dessen Kiefer waren so groß, dass ein heutiger Mensch stehend hineinpasste. Sein Nachfahre, der Weiße Hai besitzt mit bis zu 1,8 Tonnen vermutlich auch heute noch die stärkste Beißkraft aller lebenden Tiere. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 29. 2. 2012)