Bayreuth - Die Bayreuther Festspiele haben am Dienstag Vorwürfe des Bayerischen Obersten Rechnungshofs über angebliche Misswirtschaft in ihrer Verwaltung zurückgewiesen. Festspielsprecher Peter Emmerich räumte am Dienstag auf Anfrage zwar ein, "dass es einige Dinge gegeben habe, die nicht in Ordnung waren". Von Misswirtschaft, wie es in einem Medienbericht vom vergangenen Wochenende geheißen hatte, könne jedoch keine Rede sein, sagte Emmerich.

Zudem beziehe sich der Bericht der Rechnungsprüfer auf die Festspielsaison 2009/2010 - also auf die schwierige Übergangsphase "von der früheren Ein-Mann-AG zum Staatsbetrieb"; mit der neuen Struktur sei die Arbeit für die kleine Verwaltung viel umfangreicher und keineswegs einfacher geworden. Trotzdem seien die im Rechnungshofbericht aufgeführten Mängel inzwischen abgestellt. "Es gibt keine Missstände mehr", unterstrich der Sprecher.

Das Nachrichtenmagazin "Focus" hatte am Wochenende von "Misswirtschaft" bei den Bayreuther Festspielen gesprochen und sich dabei auf den Prüfbericht des Rechnungshofs bezogen. In der Festspielverwaltung seien noch immer "wesentliche Grundlagen für den ordnungsgemäßen Geschäftsbetrieb einer Staatsbeteiligung nicht geschaffen worden", berichtete das Blatt. Dem Bericht zufolge ist das Opernfestival unter Leitung der Halbschwestern Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier beispielsweise "nicht in der Lage, innerhalb der vorgeschriebenen Frist einen fehlerfreien Jahresabschluss vorzulegen".

Ein Sprecher des Bayerischen Obersten Rechnungshofs (BOR) bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Prüfbericht seiner Behörde. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, lehnte er allerdings eine Stellungnahme dazu ab. Derzeit existiere der Bericht nur als sogenannte Prüfungsmitteilung; die Verantwortlichen der Bayreuther Festspiele seien aufgefordert worden, dazu Stellung zu nehmen.

Auch der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Bayreuther Festspiele, Toni Schmid, wollte sich zunächst nicht näher zu den Vorwürfen äußern. "Ich muss erst mal mit den anderen Verwaltungsratsmitgliedern, den Gesellschaftern und den Geschäftsführern darüber reden", sagte der Vertreter des bayerischen Kunstministeriums. Trotzdem räumte er ein, dass es in der Festspielverwaltung "da und dort Probleme" gegeben habe.

Er führt dies ebenso wie Festspielsprecher Emmerich auf die nach dem Tod des früheren Festspielchefs Wolfgang Wagner schwieriger gewordene Gesellschafterstruktur zurück. "Wolfgang Wagner war einziger Gesellschafter und hat sich selbst als Geschäftsführer ernannt." Inzwischen sind neben der Stadt Bayreuth und der Gesellschaft der Freunde Bayreuths auch der Bund und der Freistaat Festspielgesellschafter. Den vielen Gesellschaftern stehe eine Mini-Verwaltung gegenüber, die bei der Anzahl der Fragesteller an ihre Grenzen stoße, gab Schmid zu bedenken. "Hier müssen wir überlegen, wie wir die Verwaltung ausbauen und effektiver gestalten können." (APA)