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New York/Heidelberg - Geht Ihnen eine E-Mail an Kim beschwingter von der Hand als eine an Sara? Vielleicht liegt's ja nicht an der Adressatin, sondern an Ihrer Tastatur.

Von einem möglichen Effekt, wie der Vorgang des Tippens unser Denken beeinflusst, berichten Kognitionswissenschafter und nennen es nach dem am weitesten verbreiteten Tastaturlayout im englischsprachigen Raum den "QWERTY-Effekt". Demnach würden Wörter, die sich aus mehr Buchstaben von der rechten Seite der Tastatur zusammensetzen, mit positiveren Emotionen assoziiert als Wörter, die mehr Buchstaben von der linken Hälfte enthalten.

Kyle Jasmin vom University College London und Daniel Casasanto von der New School for Social Research in New York untersuchten für ihre im Magazin "Psychonomic Bulletin & Review" erschienene Studie Wörter aus drei relativ nahe verwandten Sprachen: Niederländisch, Spanisch und Englisch, also einer germanischen und einer romanischen Sprache sowie einer germanischen mit starken romanischen Elementen. Den Effekt stellten sie bei allen dreien fest. Wortlänge, Buchstabenhäufigkeit und die Links- oder Rechtshändigkeit der Versuchsteilnehmer spielten dabei keine Rolle.

Positiver, weil angenehmer zu tippen

Der Effekt konnte auch bei der Beurteilung der Bedeutung von Kunstwörtern, wie "pleek", beobachtet werden. Am stärksten war er den Forschern zufolge jedoch bei Wortneuschöpfungen und Abkürzungen, die erst nach der Erfindung der QWERTY-Tastatur kreiert wurden, wie etwa "greenwash" (Schönfärberei in einem ökologischen Kontext) oder "LOL".

Die Interpretation der Kognitionswissenschafter: Da es mehr Buchstaben links von der Tastaturmitte gibt, könnten die Buchstaben auf der rechten Seite leichter zu tippen sein - daher die positiven Assoziationen. Und eine pragmatische Anwendung ihrer Erkenntnisse haben sie auch parat: "Auf der Suche nach Namen für neue Produkte, Marken oder Firmen ist man möglicherweise gut beraten, wenn man an diese Tastaturbesonderheiten denkt und den 'rechten' Namen wählt." (red, derStandard.at, 10.3.2012)