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Palmers posiert für potenzielle Käufer. Sein Konzern sei diesen lieb und teuer, versichert Aufsichtsratschef Max Römer.

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Lejaby-Altlasten bleiben auch nach dem Verkauf bestehen.

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Wien - Operative Entscheidungen liegen auf Eis und Nerven in der Zentrale blank: Für viele Mitarbeiter von Palmers deutet alles darauf hin, dass der Verkauf des Wäschekonzerns unmittelbar bevorsteht. Die Entscheidung über einen neuen Eigentümer fällt bald, bestätigt Max Römer dem STANDARD. Bis Ende April will der Aufsichtsratsvorsitzende den Deal durchziehen.

Vielen Interessenten aus Österreich ist die Lust auf die Dessouskette mittlerweile aber vergangen. Der italienische Wäscheriese Calzedonia, der hierzulande auch mit Intimissimi vertreten ist, hat sich ebenso abgewandt wie Huber Trikot und Triumph. Nach eingehender Prüfung zog sich Familie Palmers mit ihrer reinen Immobiliengesellschaft zurück. Auch Immobilienentwickler Jamal Al Wazzan klinkte sich aus: Unter derzeitigen Vorzeichen und in bestehender Form rechne sich ein Kauf für ihn einfach nicht, sagt der Schöps-Verwerter, der mit dem früheren Palmers-Vorstand Joachim Knehs um die Filialen geboten hatte. Victoria's Secret werden keine Ambitionen nachgesagt, mit Palmers zu expandieren. Auch Investor Josef Taus soll abgewinkt haben.

Hunkemöller bemühte sich um die Übernahme, fiel zwischenzeitlich aber aus der Bieterliste. Neben der italienischen Golden Lady soll die holländische Kette nun jedoch wieder im Rennen sein.

Angebot ungleich Nachfrage

70 bis 80 Millionen Euro soll der Traditionskonzern von potenzielle Investoren beim ersten Anlauf verlangt haben. Schließlich habe man es um 30 bis 40 Prozent günstiger gegeben. Doch auch das halten viele für völlig überzogen. Geboten wurden zum Teil nur bis zu zehn Millionen Euro, erzählen Involvierte. Römer bezeichnet diese Zahlen als abstrus. Dass Palmers reihenweise Interessenten abhandenkamen, verweist er ins Reich der Gerüchte. "Potenziellen Käufern ist Palmers lieb und teuer. Deren gibt es in der Tat nach wie vor sehr viele." Sie kämen aus drei Kontinenten. Dass internationale Handelsketten vielfach keinerlei Bedarf an nationalen Marken haben, sieht er im Falle von Palmers anders. "Die Marke bleibt auf jeden Fall erhalten." Das Unternehmen mit seinen rund 300 Filialen gehört derzeit dem Fonds Quadriga, der französischen 21 CP und Lead Equities, einem Wiener Mittelstandsfinanzierer. Dass nun erneut Finanzinvestoren einsteigen, wird in der Branche bezweifelt.

Gegen die Preisvorstellung der Eigentümer spreche der hohe Restrukturierungsbedarf, so der Tenor am Markt. Manch Unternehmenskenner hält eine Halbierung des Standortnetzes für notwendig, wie Einschnitte im Ausland. Die Gefahr dabei: Nur mit großem Einkaufsvolumen lassen sich international auch gute Preise bei der Beschaffung realisieren. Wichtigster Lieferant für Palmers ist China.

Hindernis sei zudem die frühere Tochter Lejaby, die fürs Unternehmen zum Debakel wurde. Sie ist nun zwar verkauft, viele Altlasten blieben, heißt es. Römer weist das zurück: Künftige Eigentümer seien von allen mit Lejaby verbundenen Risiken frei gestellt. Eine Übernahme von Haftungen tauchte auf, halten Bieter entgegen.

Gute Läden zu Geld gemacht

Vor allem aber die Bilanzen der Textilgruppe schrecken viele ab. 2010/2011 bügelten Einmaleffekte operative Schwächen aus. Fünf Millionen Euro hat Palmers etwa die Ablöse der Filiale in den Wiener Tuchlauben gebracht. Auch andere gute Standorte wurden zu Geld gemacht. Das Jahresergebnis sank damals auf 15 Millionen Euro, der Bilanzverlust erhöhte sich auf 39 Millionen. Aktien und Markenrechte sind seit 2004 verpfändet.

Operativ habe Palmers nicht nur das Geschäftsjahr 2010/2011, sondern auch das eben abgelaufene positiv abgeschlossen, sagt Römer. Der Umsatz sei zugleich stabil geblieben. "Der Start ins neue Jahr war für uns ermutigend." (Verena Kainrath, DER STANDARD, 9.3.2012)