Hans Totter hat vor fünf Jahren das Rollerfahren für sich entdeckt.

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Das kleine Modell für die Stadt.

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Das Alu-Modell für den Straßenfahrer.

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Der Mountain-Roller für Offroad-Spezialisten.

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Denkt man an Tretroller, denkt man unweigerlich an quietschbunte Kindermodelle, die von den Kleinen neben dem Kinderwagen hermanövriert werden. Doch Tretroller sind auch für Erwachsene ein geeignetes Sportgerät und vor allem ein geeignetes Fortbewegungsmittel durch die Stadt. Ich habe Hannes Totter, der sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt, in einer Kleingartensiedlung im 22. Wiener Gemeindebezirk besucht und mir die Vor- und Nachteile der Roller erklären lassen.

Auf den Tretroller kam Totter durch eine Knieverletzung, die den passionierten Läufer bei seinem Hobby behinderte. Schließlich testete er den Microscooter seiner Kinder und entdeckte 2007 die Freude am Rollern. Auch ärztlich ist es bewiesen, dass die Fortbewegung auf diese Art gelenksschonend und muskelaufbauend ist. Mit dem Standbein wird die Balance und der Oberschenkel, mit dem Schwungbein vor allem der Unterschenkel trainiert. Dabei kommt es aber auf die richtige Technik an.

Der richtige Bewegungsablauf

"Am wichtigsten ist, dass man Schwung- und Standbein regelmäßig abwechselt", sagt Totter, als er mir zum Testen einen Stadtroller zur Verfügung stellt - der Raddurchmesser beträgt dabei vorne 20 und hinten 16 Zoll. Außerdem soll die Antriebsbewegung laut Totter fließend sein - das bedeutet, dass man den Fuß relativ weit nach vorne und anschließend in einer runden Bewegung nach hinten schwingt. Verlässt man sich nicht auf diesen Bewegungsablauf, können Schäden in Sprung- und Kniegelenk die Folge sein. Und dabei soll der Roller doch besonders gelenksschonend sein.

Ein weiterer Vorteil ist die Stabilität und Langlebigkeit des Fortbewegungsmittels. Da es kein Antriebssystem außer den eigenen zwei Beinen gibt, kann auch keine Kette oder ein anderes fahrradspezifisches Teil defekt werden. Sollte es bei dem Stahlroller dennoch zu einem Schaden kommen, kann der laut Totter in jeder Fahrradwerkstatt behoben werden.

Niedriges Tempo als Nachteil

Außerdem kommt es beim Rollern nicht so schnell zu Verspannungen wie beim Radfahren, da der Oberkörper aktiv bewegt wird. "Man sollte auch die Bauchmuskeln beim Beschleunigen anspannen", sagt Totter. "Dann trainiert man die gleich mit."

Nachteile gibt es aber natürlich auch: So liegt die Geschwindigkeit, die man mit den Rollern erreichen kann, bei ca. 15 km/h. Ein sportlicher Fahrer kann bis zu 30 km/h auf der Geraden erreichen. Dabei kommt es aber auch darauf an, mit welchem Modell man unterwegs ist: Die Kleinroller sind langsamer als die größeren und die wiederum langsamer als sogenannte Kickbikes, die in Tirol vertrieben werden und aus Aluminium und Rennradteilen bestehen. Für Offroad-Fahrten gibt es einen eigenen Mountain-Roller mit passenden Reifen und Scheibenbremsen.

Der Roller als Fahrrad

Seit mittlerweile vier Jahren importiert Totter die Roller auch aus Tschechien, wo sie von Hand hergestellt und zusammengebaut werden. Preislich liegen die Fortbewegungsmittel dabei zwischen 320 und 400 Euro. Vor dem Kauf können sie aber bei Totter ausgeborgt und getestet werden. 

Österreichweit sind etwa 200 Tretroller unterwegs. Die Community ist also ausbaufähig. Um die Bekanntheit zu steigern, soll ein Österreichischer Sporttretroller-Verband gegründet werden. Künftig will man bei Europa- und Weltmeisterschaften dabei sein. Bis dahin will man auch Mitglied bei ARGUS - Die Radlobby werden. Immerhin gilt der Tretroller verkehrsrechtlich als Fahrrad. (Bianca Blei, derStandard.at, 13.3.2012)