Die ÖVP wird Opfer ihrer eigenen Verschwörungstheorien. Tatsache ist, und das liegt auf dem Tisch: Der Wiener Pressverein, der die Zeitung Freiheit des ÖAAB herausgibt, hat im Jahr 2007 Peter Hocheggers Firma Valora 10.000 Euro in Rechnung gestellt. Werner Amon war damals Generalsekretär des ÖAAB (das ist der Arbeitnehmerflügel der ÖVP) und Obmann dieses Vereins.

Die ÖVP kann für diese Rechnung keine Gegenleistung vorweisen. Es steht der berechtigte Verdacht einer verdeckten Parteienfinanzierung im Raum, die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb wegen des Verdachts der Geldwäsche. Sie führt Amon als Beschuldigten und hat die Aufhebung seiner Immunität beantragt. Für ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf ist das eine "Schweinerei".

Kopf hat eine - einigermaßen krude - Erklärung parat: Weil Amon in der Causa Kampusch nicht an die Einzeltätertheorie glaubt und der Staatsanwaltschaft deshalb ins Gehege kommt, rächt sich diese jetzt mit den Ermittlungen wegen des Geldwäscheverdachts. Das ist ein ausgemachter Unsinn. Nur weil Amon im Entführungsfall Kampusch unheimlichen Verschwörungstheorien nachhängt, braucht sich nicht auch Kopf in solche zu verstricken.

Dass Amon als Beschuldigter nicht zugleich Fraktionsführer der ÖVP im U-Ausschuss sein kann, müsste selbst dem ÖVP-Klubchef klar sein. Alles andere wäre eine Schweinerei, um in diesem Jargon zu bleiben. (Michael Völker, DER STANDARD, 14.3.2012)