Nicht dass dieses Ranking so bedeutsam wäre, aber es ist symptomatisch: Bei der Liste der 100 renommiertesten Universitäten ist nun auch die letzte österreichische Uni aus der Reihung gefallen. Das Times Higher Education World Reputation Ranking ist keine wissenschaftliche Auswertung, die Reihung beruht auf der Einschätzung von Akademikern, die zu universitären Forschungs- und Lehrleistungen befragt werden.

Das mittelmäßige Renommee, das österreichische Universitäten im internationalen Vergleich haben, spiegelt gut das Eigenbild und die dahinterstehende politische Diskussion wider. Die Hochschulen repräsentieren in der Politik keinen Wert an sich - im Gegenteil: Sie müssen ständig um ihr Geld raufen, werden von der Regierung zu Bittstellern degradiert, sie agieren am Rande des Kollapses. Das schlägt sich auf das Selbstwertgefühl nieder, das schlägt sich aber auch darauf nieder, wie man im internationalen Wettbewerb wahrgenommen wird: als Armutschkerl.

Die Unis an der Spitze des Rankings sind wenig überraschend allesamt finanziell besser ausgestattet. Sie haben klare Zugangsregeln, sie heben in der Regel Gebühren ein, sie bieten Lehrenden wie Studierenden beste Voraussetzungen für Forschung und Lehre. Anders in Österreich: Hier kann sich die rot-schwarze Koalition nicht darauf verständigen, klare Zugangsregeln einzuführen, die Frage von Studiengebühren wird den einzelnen Universitäten im rechtsleeren Raum überlassen. Die Politik drückt sich vor ihrer Verantwortung.

Ein Detail nur, aber bezeichnend: Die Wirtschafts-Universität Wien streicht jetzt Tschechisch als Wirtschaftssprache. Tschechien ist immerhin der drittwichtigste Handelspartner Österreichs in der EU. Dieser Vorgang entspricht durchaus der vorherrschenden Provinzialität und der Kleingeistigkeit unserer Universitätslandschaft. (Michael Völker, DER STANDARD, 15.3.2012)