Bild nicht mehr verfügbar.

Elmar Wieland, Vorstandschef der Schenker & Co AG.

Foto: APA/Pfarrhofer Herbert

Elmar Wieland, Chef von Schenker Österreich und im Konzern verantwortlich für die Region Südeuropa, sieht noch kein Licht am Ende des Tunnels. Was das für die Spedition heißt, sagte er auf Fragen von Günther Strobl.

                          ***

STANDARD: Die Spedition Schenker müsste Hochkonjunktur haben angesichts der vielen Sparpakete, die europaweit geknüpft und auf die Reise geschickt wurden. Ist dem so?

Wieland: Leider sind das keine Pakete zum Transportieren. Das sind eher Bürden, die auf uns alle zukommen - in vielen Ländern Europas, nicht nur in Österreich. Erste Auswirkungen sieht man schon.

STANDARD: Die da wären?

Wieland: Seit dem 2. Halbjahr 2011 merken wir eine Verflachung, die Zuwachsraten sind dann ganz zum Erliegen gekommen. Noch ist es zu früh, die heurige Entwicklung abzuschätzen. Wenn man überlegt, was sich in Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich oder Ungarn abspielt, von Griechenland ganz zu schweigen, dann ist man eher ernüchtert.

STANDARD: Hat es in Griechenland und Ungarn nicht schon im Vorjahr starke Einbrüche gegeben, sodass man davon ausgehen könnte, dass sich die Situation langsam zu stabilisieren beginnt?

Wieland: In Griechenland ja. Es deutet aber alles darauf hin, dass es auch heuer einen Rückgang geben wird. In Ungarn hingegen hatten wir im Vorjahr noch Zuwächse. Ich glaube, der große Knatsch in Ungarn kommt erst. Internationale Investoren ziehen sich zurück, Nokia hat erst kürzlich drastische Einsparungen verkündet.

STANDARD: Wie kann man darauf vernünftigerweise reagieren?

Wieland: Schauen, dass man keine Geschäfte verliert und einen Teil der Probleme auch mit Kunden und Lieferanten teilen kann. Und natürlich Sparprogramme fahren.

STANDARD: Was heißt das für Schenker Österreich?

Wieland: Wir versuchen, beim Personal äußerst vorsichtig zu disponieren. Das ist der größte Kostenfaktor in unserer Branche. In Griechenland beispielsweise haben wir in den vergangenen zwei Jahren den Personalstand wegen des geschrumpften Geschäftsvolumens reduzieren müssen. Natürlich versuchen wir, auch alle anderen Ausgaben so niedrig wie möglich zu halten.

STANDARD: Geschäft halten heißt, auch Preiskonzessionen zu machen?

Wieland: De facto ja. Wegen der Kostenlawine müssten wir an und für sich schauen, die Tarife nach oben zu bekommen; wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation ist das aber enorm schwer, immer eine Gratwanderung.

STANDARD: Welche Kostenlawine?

Wieland: Diesel ist teuer wie nie, die Mautgebühren steigen. Darüber hinaus sind wir mit unterschiedlichsten Kostenerhöhungen konfrontiert. Ob Invalidenausgleichstaxe oder Anhebung der U-Bahn-Steuer in Wien: Im Einzelfall ist es wenig, in Summe läppert sich das aber zusammen.

STANDARD: Trifft aber nicht nur Sie.

Wieland: Uns trifft es aber in der Regel härter, weil wir eine personalintensive Branche sind. Letztlich schaden Abgaben- und Steuererhöhungen dem Standort.

STANDARD: In Deutschland wird über die Einführung von Gigaliners diskutiert. Wie sehen Sie das?

Wieland: Ich würde die Einführung begrüßen, weil damit die Anzahl der Fahrten reduziert und die Auslastung der Lkws optimiert werden könnte. Das hätte sicher auch positive Auswirkungen auf die Margen und wahrscheinlich auch auf die Kundentarife. (Günther Strobl, DER STANDARD, 17./18.3.2012)