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Foto: APA/dpa/Ebener

Die erste Amtshandlung der designierten First Lady Deutschlands war eine sehr pragmatische: Als die Kandidatur von Joachim Gauck für die Wahl des Bundespräsidenten öffentlich bekannt wurde, legte sich seine Lebensgefährtin Daniela Schadt eine neue Handynummer zu.

Wie Gauck wusste auch Schadt: Diesmal ist es ernst. Anders als bei Gaucks Kandidatur vor zwei Jahren wird "der Jochen", wie sie ihn nennt, am Sonntag nun wirklich das neue deutsche Staatsoberhaupt - und sie damit First Lady.

Für die 52-Jährige ändert sich fast genauso viel wie für ihren 72-jährigen Lebensgefährten. Bisher führte die Hessin, die in Frankfurt Germanistik, Politik und französische Literatur studierte, mit Gauck eine Fernbeziehung: Er in Berlin, sie in Nürnberg.

Seit 1985 arbeitet Schadt als Redakteurin bei der Nürnberger Zeitung, zuletzt als Leiterin des Ressorts Innenpolitik. In Nürnberg hat sie auch Gauck kennengelernt. 2000 war das, er stand damals noch der Stasi-Unterlagenbehörde ("Gauck-Behörde") vor und war in die fränkische Stadt gekommen, um einen Vortrag zu halten.

Nun also zieht "Dani" (so nennt Gauck sie) zu ihm nach Berlin. Ihren Job hat sie schweren Herzens aufgegeben. Das heißt aber nicht, dass sie nur noch die "Frau an seiner Seite" sein will.

"Es gibt keine in der Verfassung vorgesehene Aufgabe für die First Lady. Man kann das als Partnerin des Staatsoberhaupts also so oder so handhaben", sagt sie und verweist auf ihre Vorgängerinnen Mildred Scheel und Veronica Carstens. Beide First Ladys waren Ärztinnen und engagierten sich, auch als ihre Ehemänner Bundespräsidenten waren, sehr im medizinischen Bereich.

"Mein Unglück ist, dass ich einen Beruf habe, der sich schlecht an der Seite des Bundespräsidenten ausüben lässt", bedauert Schadt. Doch sie wird eine Aufgabe finden, davon sind jene überzeugt, die sie kennen - zumal der glamouröse Stil ihrer unmittelbaren Vorgängerin Bettina Wulff so gar nicht zu Schadt passt.

Sie gilt als bodenständig, fährt gerne Rad, liest viel und hat laut Kollegen nie mit ihrer Beziehung zu Gauck renommiert. Wenn sie ihn auf seinen Reisen begleitete, dann unauffällig und unaufdringlich. Um formal "Frau Gauck" zu werden, müsste sich Herr Gauck zunächst übrigens noch von seiner ersten Frau Hansi scheiden lassen. Ausgeschlossen ist das nicht. Aber zunächst gehen andere Dinge vor. (Birgit Baumann /DER STANDARD, 17.3.2012)