Design als Werkzeug zur Darstellung von Größenverhältnissen: "eins zu eins - zwei zu eins" in Innsbruck.

Foto: EOOS

Innsbruck - Gar nicht irritiert folgt man dem Hinweis, mit der Ausstellung einen Stock höher zu beginnen, ist doch Arno Ritter, Leiter des aut und diesjähriger Kommissär für den Österreichbeitrag zur 13. Architektur-Biennale, dafür bekannt, zeitgenössische Architektur aus vielen Blickwinkeln heraus zu betrachten. Als Abschluss einer Ausstellungsreihe zur Zusammenarbeit unterschiedlicher Büros ist nun eine Präsentation von EOOS (Martin Bergmann, Gernot Bohmann, Harald Gründl) und the next - architects (Marie-Therese Harnoncourt, Ernst J. Fuchs) zu sehen.

Man drückt die Türklinke einer Eingangstür und tritt ein in eine andere Welt: Riesige, aus Beton gegossene Hosen stehen in erstarrten Posen im Raum, unheimliches Kleidergetier liegt als Raumlandschaft am Boden. Eine Holzkonstruktion wächst aus dem Untergeschoß, umweht von einer mythischen Stimme (Charles und Ray Eames, Film: Powers of Ten) und entpuppt sich als Kletter- und Höhlenturm. Erst in diesem Rundumblick fällt etwas aus dem Rahmen, nämlich die Eingangstür.

Als Schnittstelle von Design, Architektur und Gesellschaft beherbergt sie den dramaturgischen Ausgangspunkt der Schau: Mit einer Tür für Riesen, die auch Türen für "normal" große Menschen und solche für Kleinwüchsige enthält, legen die Architekten jenes erwachsene Funktionieren nach konditionierten Maßstäben frei, das uns automatisch die "richtige" Türklinke drücken lässt.

Deutlich wird diese Sichtweise durch kurze Wandbiografien von klein- und großwüchsigen Menschen, die das Ausmaß gesellschaftlicher Konventionen zeigen. In dieser rückläufigen, installativen Analyse rund um die eigene Kindheit, das Verstecken in Höhlen und Spielen mit Kleidern, nähern sich die Architekten der Wandlung der Perspektive vom Kind zum Erwachsenen an. (Tereza Kotyk, DER STANDARD, 20.3.2012)