Hamburg - Giftige Chemikalien aus importierten Textilien belasten nach einer Greenpeace-Untersuchung auch deutsche Gewässer. Beim Waschen von in Asien gefertigter Kleidung würden Nonylphenolethoxylate (NPE) freigesetzt, die sich beim Einleiten in Fluss, See oder Meer in die hormonell wirksame Chemikalie Nonylphenol (NP) umwandele. Zwar gebe es für Menschen keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen, sagte der Chemieexperte der Umweltorganisation, Manfred Santen, am Dienstag. "Doch für Wasserorganismen wie Fische, Schnecken und Muscheln ist das hochtoxisch."

In der EU sei die Verwendung von NPE und NP verboten oder stark eingeschränkt. Allerdings gebe es keine Regelungen für den Import von NPE-haltigen Textilien. 

NPE in 52 von 78 Produkten

Bereits bei einer Studie im Sommer 2011 hatte Greenpeace in 52 von 78 Produkten NPE festgestellt und darauf aufmerksam gemacht, dass in Herstellerländern wie China nonylphenolhaltiges Abwasser das Trinkwasser von Millionen Menschen belaste. Nun untersuchten die Experten noch einmal 14 dieser Proben. Sie wollten wissen, wie sich der NPE-Gehalt der Kleidung verändert hat, wenn sie aus der Waschtrommel kommt. Das Ergebnis: In allen Proben verringerte sich die Konzentration der Chemikalien durch das Waschen. Insgesamt entfernte die erste Wäsche in der Hälfte der Stoffproben mehr als 80 Prozent der Nonylphenolethoxylate.

Die Chemikalien gelangten mit dem Waschwasser in die Kanalisation und somit in Kläranlagen, die NPE nicht effektiv filtern könnten, hieß es bei Greenpeace. Die großen Bekleidungsmarken müssten ihre Zulieferer sofort dazu bewegen, solche giftigen Substanzen auszuschließen, forderte Greenpeace. Mehrere große Modefirmen hätten inzwischen eine Obergrenze für NPE-Rückstände festgelegt. "Das ist zwar schon einmal eine Verbesserung, aber der Wert ist unserer Meinung nach noch immer viel zu hoch", sagte Greenpeace-Experte Santen. (APA. 20.3.2012)