Wien - Das Erwin Schrödinger Institut für mathematische Physik (ESI) der Universität Wien ehrt die Theoretischen Physiker Walter Thirring und Elliott Lieb anlässlich ihren bevorstehenden runden Geburtstage. Der Wiener Thirring wird am 29. April 85 Jahre alt, Lieb von der Princeton University (USA) am 31. Juli 80 Jahre. Ihnen zu Ehren hält Timo Weidl von der Universität Stuttgart am Donnerstag (22. März) in Wien einen öffentlichen Vortrag zum Thema "From the Colour of the Sun to the Stability of Matter", teilte das ESI am Dienstag mit.

Walter Thirring und Elliott Lieb gehören laut ESI seit mehr als einem halben Jahrhundert zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der mathematischen Physik weltweit. Im Jahr 1975 haben sie in einer gemeinsamen Arbeit die Stabilität der Materie mit Hilfe der Quantenmechanik erklärt. Unter "Stabilität der Materie" versteht man den Umstand, dass eine aus Elektronen und Atomkernen bestehende Materie nicht aufgrund der anziehenden elektrischen Kräfte in sich zusammenfällt. Vielmehr steht ihre Energie in einem direkten Verhältnis zur Materiemenge.

Das veranschaulichen die Wissenschafter des ESI mit einem Beispiel aus dem Alltag: Zwei Liter Benzin enthalten nur doppelt soviel Energie wie ein Liter Benzin. Aufgrund der Alltagserfahrung erscheint das logisch, doch eigentlich steht dies "in krassem Widerspruch zur klassischen Physik, die eine Explosion vorhersagt, wenn ein Benzintank an der Zapfsäule gefüllt wird", heißt es in einer Aussendung des ESI.

"Lieb-Thirring-Ungleichungen"

Der Stabilitätsbeweis von Lieb und Thirring beruht auf raffinierten mathematischen Techniken, die unter dem Namen "Lieb-Thirring-Ungleichungen" bekannt ist. Diese Techniken sind von Mathematikern aufgegriffen worden und haben zu vielen interessanten Entwicklungen und Anwendungen geführt.

Thirring zählt international zu den bedeutendsten Vertretern der Theoretischen und Mathematischen Physik, war Direktor im europäischen Kernforschungszentrum CERN, arbeitete u.a. an der ETH Zürich und dem Institute of Advanced Study in Princeton (USA), begegnete Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg und Albert Einstein. Er trug maßgeblich dazu bei, dass 1993 das ESI in Wien seine Pforten öffnete. (APA, 20.3.2012)