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Mächtige Männer beraten - viel mehr als das dürfen Frauen in der Katholischen Kirche nicht

Foto: APA/Pessenlehner

Wien - "Wer hätte das vor dem Hintergrund der schmerzlichen Geschehnisse der vergangenen Jahre erwarten können?" Wolfgang Müller, Sprecher der für die Pfarrgemeinderatswahlen Verantwortlichen in den Diözesen, war die Erleichterung über das am Dienstag bekanntgewordene vorläufige Endergebnis anzuhören: kein Absturz bei der Wahlbeteiligung . Sie blieb mit durchschnittlich 20 Prozent stabil.

Der Frauenanteil in dem Gremium, das die Pfarrer unterstützen soll, ist seit der Wahl am Wochenende auf 56 Prozent gestiegen, das Durchschnittsalter der Pfarrgemeinderäte um fünf Jahre gesunken. Die durchschnittlich jüngsten Räte sind in den Diözesen Innsbruck (Durchschnittsalter 41 Jahre) und St. Pölten (43). In allen Diözesen liegt das Durchschnittsalter unter 50 Jahren, rechnet Müller vor. Das endgültige Ergebnis soll kommende Woche feststehen - die unterschiedlichen Wahlmodelle erschweren offenbar das Auszählen. Bestätigt wurde der Trend eines hohen Anteils an "Neueinsteigern" (45 Prozent). Der "Generationenwechsel ist geglückt", sagt Müller.

"Bestenfalls Beratungsorgan"

Die Reformgruppe "Wir sind Kirche" ärgert, dass die Pfarrgemeinderäte zwar demokratisch gewählt werden, die Entscheidungen in den meisten Pfarren allerdings vom Pfarrer abhingen. "Die Pfarrgemeinderäte haben keine Entscheidungskompetenz. Sie sind im besten Fall Beratungsorgan und in vielen Fällen Vollzugsorgan des Pfarrers", ärgert sich Hans Peter Hurka, Vorsitzender der Initiative. Besonders strikt seien die Regeln in den Diözesen Wien und St. Pölten, wo der Pfarrer die Letztentscheidung hat. In vielen Pfarren fehle zudem auch eine "positive Streitkultur". Die Folgen sind für Hurka klar ersichtlich: "Enttäuschung, Rückzug und Austritt." Als Beleg führt er an, dass in zehn bis 15 Prozent der Pfarren gar nicht gewählt worden sei und dass fast jedes zweite Pfarrgemeinderatsmitglied neu in das Gremium gewählt wurde. Viele Pfarrgemeinderäte würden sich aus Frustration zurückziehen.

Schüller auf Reformtour

"Wir sind Kirche" ruft einmal mehr zum Widerstand gegen die starre Kirchenführung auf. Den neugewählten Pfarrgemeinderäten bietet man einen Erste-Hilfe-Koffer (mit u. a. Büchern und einer Sammlung "Katholischer Reformbewegungen weltweit") an.

Ein anderer Reformer versucht seine Botschaft gerade in Deutschland zu verbreiten. Helmut Schüller von der Pfarrer-Initiative stößt dabei aber auf Schwierigkeiten. Laut Oberösterreichischen Nachrichten soll eine Einladung in einer niedersächsischen Pfarre vom zuständigen Bischof unterbunden worden sein. Schüller schreckt das nicht ab, er plant weitere Reisen. (APA, red, DER STANDARD, 21.3.2012)