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Macky Sall, Wahlsieger

Foto: AP/Bindra

Der Lehrling überflügelt den Meister: Nach zehn Jahren im Schatten des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade gelang es Macky Sall am vergangenen Sonntag, seinen früheren, heute 85-jährigen Mentor von der Macht zu verdrängen.

Der "wahre Sieger ist das Volk", sagte der 50-jährige Ingenieur nach seinem Wahlsieg. Und: Er wolle "der Präsident aller Senegalesen sein", nachdem der Wahlkampf einen tiefen Graben in der Gesellschaft hatte erkennen lassen. Und tatsächlich könnte er damit mittelfristig sogar Erfolg haben: Senegal gilt als eines der wenigen Beispiele für Demokratie in der Region.

Die größere politische Bühne betrat der selbsternannte "republikanische Widerstandskämpfer" 2001. Damals berief Präsident Wade den Bürgermeister der Kleinstadt Fatick zum Bergbauminister. In den Jahren 2003 bis 2004 agierte Sall, der damals noch das unumschränkte Vertrauen des Präsidenten besaß, als Innenminister, was ihn in der Folge zum Job des Ministerpräsidenten qualifizierte, den er bis 2007 ausübte. 2006 leitete Sall nebenbei Wades Wahlkampf für dessen zweite Amtszeit.

Dass er dann zum Parlamentspräsidenten ernannt wurde, kann man als freundschaftliche Gegenleistung des Staatschefs interpretieren, doch schon 2008 kam es zum Bruch: Auslöser war eine Vorladung von Wades Sohn Karim vor das Parlament. Wade Junior weigerte sich aber, mit Rückendeckung seines Vaters, zu angeblichen Unregelmäßigkeiten bei großen Infrastrukturprojekten in der Hauptstadt Dakar Auskunft zu geben. Als Sall hart blieb, ließ Wade die Amtszeit des Parlamentspräsidenten von fünf Jahren auf ein Jahr verkürzen.

Sall schaffte es zwar, den Beschluss des Gesetzes am parlamentarischen Geschäftsweg zu verzögern, musste aber trotzdem im November 2008 zurücktreten. Er legte zugleich alle weiteren Regierungsämter nieder, trat aus Wades Demokratischer Partei Senegals (PDS) aus und gründete eine eigene liberale Partei, die Allianz für die Republik (APR).

Als der dreifache Familienvater Ende Februar zur Präsidentenwahl antrat, war er nur einer von über einem Dutzend Herausforderer eines Präsidenten, für den das Oberste Gericht sogar die Verfassung verbog, damit dieser ein drittes Mal kandidieren durfte. Kaum ein Monat später ist nun Sall, der im Jahr 2009 neuerlich zum Bürgermeister von Fatick gewählt wurde, selbst Präsident des Senegal. (Gianluca Wallisch / DER STANDARD, 27.3.2012)