Hoch zu Ross lassen sich Peter Brauneis überlebensgroße Reiter nieder: So etwa "M. auf Überfall" des 1964 in Hallein geborenen Bildhauers.

Foto: Galerie Steinek

Wien - Er soll wohl einen erfolgreichen Ritt in die Zukunft verheißen: Der ebenso kitschige wie monströse Schimmel von Peter Brauneis, auf dem eine blonde Reiterin sitzt. Ein weiterer Grund für die prominente Platzierung der etwas eigenwilligen Arbeit könnte aber auch das Sitzfleisch gewesen sein, das die Reiterin mit der Galeristin verbindet: Vor 30 Jahren hat Silvia Steinek gemeinsam mit ihrem Vater die Galerie in der Himmelpfortgasse gegründet, die inzwischen in der Eschenbachgasse ansässig ist. In der ersten Jubiläumsausstellung trägt man der " gereiften Position" Rechnung und zeigt Arbeiten, in denen das Sitzen lose Metapher, aber auch Statement gegen das Schnelllebige ist.

Letzteres kommt in der Ausstellung sesshaft schon allein dadurch zum Ausdruck, dass die Galerie die Mehrzahl der präsentierten Künstlerinnen und Künstler seit langem vertritt: Matthias Hermann zum Beispiel, der das pink Mobiliar auf seinen pig pieces allerdings ebenso wenig zum Sitzen benutzt wie der Fotograf Paul Albert Leitner. Er hat aus abgenützten Sofas und Sesseln das erotische Potenzial herausgeholt.Neben Julius Deutschbauer, der auch schon lange dabei ist und im Jahr 2000 dem Aussitzen von Schwarz-Blau einen Stuhl widmete, sind mit Clemens Wolf, Olga Georgieva und Karen Holländer auch Neuzugänge vertreten.

Während die zu Sitzgelegenheiten umfunktionierten Einkaufswagen von Wolf in seiner Einzelausstellung besser kontextualisiert waren, entsprechen die Zeichnung von Georgieva und die Malerei von Holländer eine Richtung, die Silvia Steinek immer wieder verfolgt hat: In stilistisch sehr unterschiedlicher Form geht es in den Arbeiten beider Künstlerinnen um die Körperlichkeit von Frauen, die gesellschaftlichen Normierungsversuchen ausgesetzt sind: Bei Georgieva ist es ein Sessel, der ein junges Mädchen "gefangen hält". Holländer hat sich auf ihren surreal anmutenden Bildern selbst multipliziert - sich sitzend, hängend, aber auch stehend in ihre Bilder "gestellt". Als wichtige Vorläuferinnen dieser Positionen könnte man Gudrun Kampl, Deborah Sengl und Ilse Haider bezeichnen: Auch wenn man in der Ausstellung sesshaft nur einen fragmentarischen Eindruck ihrer Arbeiten erhält, haben nicht zuletzt sie die Bedeutung der Galerie für Künstlerinnen wesentlich mitgefestigt. (Christa Benzer, DER STANDARD, 29.3.2012)