Die Linzer Ars Electronica hat sich heuer buchstäblich einem "Riesenthema" verschrieben, so die künstlerische Leiterin Christine Schöpf: Unter dem Titel "The Big Picture" sucht das Medienkunstfestival von 30. August bis 3. September nach Weltbildern für die Zukunft. Eine Antwort werde man zwar nicht finden, es sollen aber neue Sichtweisen bewusstgemacht und der Diskurs weitergetragen werden, erklärte sie am Donnerstag in einem Pressegespräch.

"Wir sind in einer Zeit der Krise."

Wohin soll es gehen? Wer kann die Richtung, wer das Tempo vorgeben? Diese und ähnliche Fragen werden an den fünf Festivaltagen gestellt. Fix sei, so der künstlerische Leiter Gerfried Stocker: "Wir sind in einer Zeit der Krise." Der Westen habe in seiner Führungsrolle ausgedient, ebenso die Finanzwirtschaft als Wachstumsförderer, die erdölbasierte Industrie sei ebenfalls ein Auslaufmodell. Es gebe kein Machtzentrum, keine Zentralperspektive mehr, man bastle an mehreren Orten an der Zukunft der Welt. "An allen Ecken und Enden gibt es die Suche nach dem Ausweg", sagte Stocker.

Große Bedeutung hätten dabei bildgebende Verfahren, die wissenschaftliche Erkenntnisse eindrucksvoll symbolisieren und mitunter Ikonen erschaffen. Der Ars-Electronica-Leiter verwies auf die bekannten Aufnahmen, die die Raumfähre "Apollo 17" von der Erde gemacht hat, oder die grafische Darstellung von DNA-Strängen. Das neueste "Big Picture" liefere Google Street View, so Stocker: "Die ganze Welt ist ein permanentes Foto geworden." Soziale Netzwerke geben die Bilder weiter, traditionelle Machtstrukturen und Meinungsführerschaften werden untergraben und dadurch neue Gemeinschaften und Hierarchien gebildet.

Kooperationen

Um beim Festival Best-Practice-Modelle für die Zukunft zu entwickeln, hat sich die Ars Electronica "Seed", ein US-Online-Magazin mit der Maxime "Science Is Culture", als Partner ins Boot geholt. Zudem geht das jährlich stattfindende Symposium "WikiSym" zum Thema Wikis und offene Zusammenarbeit heuer in Linz über die Bühne. Nach dem vorjährigem "Testballon", so Produktionschef Martin Honzik, geht das Kinder- und Jugendfestival "Create Your World" in die zweite Runde. Man wolle sich auch dieses Mal Themen generationen- und perspektivenunabhängig nähern, erklärte er. Besucher von neun bis 13 Jahren können heuer in Kooperation mit den Kinderfreunden erstmals in einem eigenen Festival-Camp übernachten. (APA, 29.3.2012)