Das Naturprodukt Schafwolle ist mittlerweile zu einem begehrten Dämmstoff geworden.

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Vor allem im Bereich der privaten Sanierung gibt es einen Trend zu natürlichen Dämmstoffen.

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Die umweltfreundlichen Dämmstoffe wie Naporo Zell, Zellulose und Holz lassen sich fugenlos verarbeiten.

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Das Einblasen des Dämmstoffes macht die Verarbeitung leichter und spart auch Platz, weil etwa die Zellulose direkt vom Lkw ins Dach geblasen wird.

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Die natürlichen Materialien sind mit Salzen behandelt, damit sie nicht brennen und nicht als verbauter Dämmstoff verroten.

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Hannes Buchwinkler sieht in Naporo Zell den Dämmstoff der Zukunft.

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Steigende Energiekosten machen Wärmedämmung seit Jahren zum Trend-Thema. Mit einer guten Dämmung lassen sich nicht nur rasch Heizkosten sparen, auch die Umweltbelastung sinkt. Die wachsende Sensibilität für Umweltschutz lässt Häuslbauer und jene, die sanieren müssen, auch bei der Dämmung umdenken. Der Trend geht weg von Mineral- und Glaswolle, hin zu natürlichen Dämmstoffen - zumindest was den privaten Bereich betrifft, erklärt Hannes Buchwinkler. Er ist Geschäftsführer von Climasonic, einem Unternehmen mit Sitz in Göming (Salzburg), das sich auf einblasbare Dämmstoffe spezialisiert hat.

"Im gewerblichen Bereich werden die Brandvorschriften immer strenger, weshalb diese Kunden verstärkt zu den nicht brennbaren Dämmstoffen wie Mineral- und Glaswolle greifen. Im Privatbereich sind diese Anforderungen gesenkt worden, was den Trend hin zu natürlichen Dämmstoffen forciert hat", sagt Buchwinkler. Angst, dass einem das Haus abfackelt, weil man mit Naturstoffen dämmt, braucht man aber keine zu haben, ist er überzeugt: "Die natürlichen Dämmstoffe wie Zellulose, Holzfaser oder Naporo Zell verhalten sich im Brandfall oft sogar besser. Sie sind mit Salzen beschichtet und bilden im Brandfall rasch eine Kohleschicht, wodurch ein Durchbrechen der Flammen oft um das Zwei- bis Dreifache länger dauert als bei anderen Dämmstoffen."

Papier und Rohrkolben als Dämmschutz

Zellulose ist im Grunde nichts anderes als recyceltes Papier, Naporo Zell wird aus zerkleinerten Blättern des Rohrkolben-Schilfs erzeugt. Das schwammartige Gewebe bietet einen hervorragenden Hitze-, aber auch Schallschutz und lässt sich energiesparend herstellen, wie der Erzeuger Naporo verspricht. "Naporo Zell ist der neueste Trend, weil es kein anderes natürliches Produkt zur Dämmung gibt, das so wenig Zusätze enthält", erläutert Buchwinkler. "Zudem ist dieses Material durch seine natürliche Hydrophobierung extrem feuchtigkeitsbeständig. Das wird vor allem bei Sanierungsfällen von Geschoßdecken zum schlagenden Argument, wenn ich nicht weiß, wie dicht ist etwa ein Blechdach wirklich."

Während Zellulose für einen guten Brandschutz und um der Verrottung vorzubeugen mit rund 15 Prozent Zusatzstoffen, etwa dem Phosphat von Magnesium, versetzt wird, werden der Holzfaser nur zehn bis zwölf Prozent dieser Salze zugesetzt. "Der günstigste natürliche Dämmstoff ist Zellulose", nennt Buchwinkler einen der Vorteile der Dämmung mit Altpapier, "und mit diesem Material gibt es auch die längste Erfahrung." Ein Vorteil, den sich alle einblasbaren Dämmstoffe teilen, ist, dass sie fugenlos verarbeitet werden können und dadurch extreme Dämmstärken realisiert werden können.

Steigende Dämmstärke

In der Praxis liegt die durchschnittliche Dämmstärke nun bei "26 bis 32 Zentimeter, wenn es darum geht, Wände zu dämmen, bei Dachschrägen sind es bis zu 35 Zentimeter. Bei Passivhäusern ist die Dämmstärke noch höher", sagt Buchwinkler. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 lag die durchschnittliche Dämmstärke knapp über zehn Zentimeter.

In den letzten Jahren ist ein weiteres Naturprodukt zum begehrten Dämmstoff geworden: Schafwolle. Sie lässt sich aber nicht wie Zellulose oder Naporo Zell einblasen, sondern wird in Matten aufgetragen. "Als vollbiologisch nachwachsender Rohstoff besitzt Wolle alle Eigenschaften, die ein gesunder, natürlicher und hochwertiger Dämmstoff braucht. Sie absorbiert Feuchtigkeit, wobei Wärme entsteht, und das beeinflusst die Dämmeigenschaften bei extremen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsunterschieden positiv", erklärt Armin Fetz, Geschäftsführer der Fetz-Daemwool Tech. Das Unternehmen mit Sitz im oberösterreichischen Dietach hat sich auf die Dämmung mit Schafwolle spezialisiert.

Krauser Dämmschutz

In einem eigenen Verfahren, dem Natiso-Verfahren, werden die Matten aus Schafwolle erzeugt. "Durch die natürliche Kräuselung der Wolle und die besondere Verarbeitung werden gleichmäßige Lufträume geschaffen, die dem fertigen Produkt ausgezeichnete Dämmeigenschaften geben", sagt Fetz.

Zudem spricht für die Schafwolle, dass sie, anders als Pflanzenfasern, für Ungeziefer unverdaulich ist und nur mit einem Mottenschutz-Mittel versetzt wird. Armin Fetz erklärt: "Zur Herstellung von Dämmplatten oder Dämmmatten wird Schafwolle erst gesäubert, da Schafwolle im Rohzustand bis zu 50 Prozent Verunreinigungen durch Hautschuppen oder Pflanzenreste enthält. Anschließend wird die Wolle verfilzt, wobei diverse Zusatzstoffe hinzugegeben werden."

Ein Schaf im Gasthaus

"Schafwolle dämmt nicht nur gut, sie entgiftet sogar die Raumluft", verspricht Fetz, "Schafwolle besteht zu 97 Prozent aus Proteinen. Diese sogenannten Keratinfasern sorgen für einen verblüffenden Effekt: Unangenehme Gerüche und Luftschadstoffe wie Formaldehyd werden abgebaut. Anders ausgedrückt: Einem Schaf, das gerade aus einem verqualmten Gasthaus käme, würde man es nicht anmerken."

Doch zurück zum Dämmmaterial, das sich in vielen Bereichen verbauen lässt. "Vlies aus Schafwolle ist zur Wärmedämmung geeignet für Dachschrägen, Decken, Wände, Böden, Luftkanäle und Heizungsrohre. Als Stopfwolle dichtet sie Ritzen und Hohlräume ab, beispielsweise beim Fensteranschluss. Die Wolle selbst wird zur Schalldämmung bei Klima- und Lüftungsanlagen und auch zur Trittschalldämmung eingesetzt", zählt Fetz die Anwendungsgebiete auf.

Welche natürliche Dämmung die ideale ist, muss jeder selbst - am besten mit einem Profi als Berater - entscheiden. Aber wenn die jährlichen Heizungskosten deutlich über zehn Euro pro Quadratmeter liegen, sollte man sich mit dem Gedanken schon einmal beschäftigen, die Kosten für eine Dämmung und das daraus resultierende Einsparungspotenzial errechnen zu lassen. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 2.4.2012)