Wien - Die Leiharbeitsfirma Trenkwalder mit Sitz in Wien will neben Hilfsarbeitern verstärkt auch Fachpersonal, etwa Ingenieure, verleasen. "Wir werden das White-Collar-Segment in Angriff nehmen", sagte der neue Vorstandschef Stefan Ulrich am Dienstag im Gespräch mit der APA. Einen Börsengang hält er "grundsätzlich denkbar", konkreter sind allerdings die Wachstumsziele in Osteuropa. Auch Kaufoptionen will er prüfen.

Ulrich, seit Montag Chief Executive Officer (CEO) der Trenkwalder International AG, nannte den Börsengang "eine Option". Vorher will er Trenkwalder in den nächsten drei Jahren kapitalmarktfähig machen und erst danach darüber entscheiden. Außerdem müsse das Börsenumfeld stimmen. 2011 steigerte Trenkwalder den Umsatz auf "knapp unter eine Milliarde", nach 820 Millionen Euro im Jahr zuvor.

Angesprochen auf die verschärfte Liquiditätssituation blieb Ulrich kryptisch, der Einstieg der Droege-Gruppe habe "gewisse Vorteile für Trenkwalder" gebracht. Der neue Mehrheitseigentümer sei mit dem Investment zufrieden.

Internationaler Ausbau

International will der Personalleasing-Konzern weiter wachsen. Vor allem in Osteuropa gebe es Ausbaupotenzial, auch durch Zukäufe. "Aber nicht um jeden Preise", stellte Ulrich Profitabilität vor Umsatzwachstum. In den Ländern Ungarn, Slowakei und Österreich, wo Trenkwalder bereits Marktführer ist, soll die Position gefestigt werden.

So soll auch das Produktportfolio erweitert werden. Neben der klassischen Zeitarbeit plant Trenkwalder, Personal künftig auch längerfristig zu vermitteln (permanent placement) und vermehrt Facharbeiter zu verleasen. Außerdem will Ulrich Zusatzdienstleistungen anbieten, etwa die Koordinierung des Fremdpersonals mehrerer Leiharbeitsfirmen (master vendoring).

Kritik nachvollziehbar

Die generelle Kritik an der Zeitarbeit kann Ulrich nur bedingt nachvollziehen. "Man muss die Realität sehen: Es gibt eine hohe Nachfrage. Unternehmen haben den Drang, sich flexibel aufzustellen", so Ulrich. Die Personalleasingfirmen würden Beschäftigung schaffen, die es sonst nicht gebe. Ein Maschinenbauer, der in sein Auftragsbuch blickt und nicht weiß, ob der Aufschwung anhält, sei mit Leasingpersonal besser dran, gibt Ulrich ein Beispiel. Trenkwalder stehe aber im "engen Austausch mit den Gewerkschaften".

Seit dem Verkauf an Droege International im August 2011 und dem Wechsel von Unternehmensgründer Richard Trenkwalder in den Aufsichtsrat, blieb die Position des CEO vorerst unbesetzt. Der bisherige Finanzvorstand Ulrich hat gestern den Vorsitz im Vorstand übernommen ist damit Chef von aktuell rund 70.000 Mitarbeitern in 20 Ländern. (APA, 3.4.2012)